Was der amerikanische Dichter und Essayist Curtis James Jackson III nur lose versprach, halten wir ein - wir nehmen euch mit in den Kandy Shop bzw. mehrere Shops, denn wir mussten ins größte "Einkaufszentrum" der Region, nachdem Marie ne Schraube los hatte bzw. ihr eine fehlte.
Bevor wie aber in meinem Reisetagebuch Vorblättern, blättern wir nochmal 1-2 Seiten zurück und liefern euch noch die versprochenen Fotos.
Jetzt ab ins Geschehen - nach einer relativ ruhigen Nacht ohne Elefantenbesuch, aber im Anschluss mit einem sehr guten singalesischen Frühstück im Bauch und einer kleinen Birding Session, machten wir uns von Sigiriya nach Kandy auf.
Gute 90km mit dem TukTuk vorbei an Tempeln und Reisfeldern. Verkehr und Straßenbedingungen waren, nachdem wir knapp die Hälfte der Strecke geschafft hatten, auch mehr als akzeptabel, weshalb sich Marie auch mal wieder hinter das Steuer schwang und ein Stückchen fuhr. Lief soweit auch alles gut, lediglich ihren Bleifuß musste ich als nörgelnder Beifahrer immer mal wieder erwähnen.
Schlagartig wechselte jedoch Maries Laune, als ein Passant, ähnlich gekleidet wie die örtliche Polizei am Straßenrand die Hand raushielt und wild gestikulierte, als Marie ohne zu zucken stumpf an ihm vorbei fuhr und ihn zunächst ignorierte - irgendwann beschlich sie aber augenscheinlich doch das schlechte Gewissen und sie wollte die Karre los werden und eine neue Identität annehmen, da sie Angst hatte, wir ständen jetzt auf der nationalen Fahndungsliste.
Glücklicherweise konnte ich sie beruhigen und davon abhalten, dass TukTuk die Klippen runter zu stoßen - sodass ich wieder das Steuer übernahm und sie sich auf der Rückbank versteckte.
Disclaimer - dies sind meine Wahrnehmungen, nachdem mir Marie erklärte, ich sollte Sachen für den Blog gelegentlich etwas ausschmücken - wegen Content, Attraction und so - ich verstehe diese Instagram/Snapchat/Tinder Jugend einfach nicht ...
Weiter im Text - pünktlich zur Mittags Rush Hour und guten 30 Grad Umgebungstemperatur erreichten wir Kandy. Mitten im Kandy-Tal und angeblich deutlich kühler als das Flachland - konnten wir so nicht bestätigen. Neben der enormen Temperatur herrschte zudem eine enorme Luftfeuchtigkeit.
Unser Hotelier sah uns unsere pure Freude ob des Klimas an und empfahl uns den direkten Weg zum KCC - dem Kandy City Center, dieses sei klimatisiert und direkt neben an, gebe es einen kleinen feinen Food Market, wo man für nen schmalen Taler gut essen kann. Trotz seiner Empfehlung eines Taxis oder TukTuks entschieden wir uns für die Variante zu Fuß, da die Infrastruktur dieser Stadt definitiv nicht für die Anzahl an Autos, TukTuks und Bussen gemacht ist.
Das Center stand irgendwie eh auf unserer Liste, da Marie wie gesagt ne Schraube brauchte ... da schleppt sie schon gefühlte 35kg Videoequipment mit und dann vergisst sie die Schraube für ihren GoPro Stab ... Gott sei Dank wurden wir direkt im ersten Laden fündig und für gute 2 Euro hat Marie jetzt wieder alle ihre Schrauben beisammen.
Das Center selber hatte in etwa den Charme des Spree Centers Kaulsdorf-Nord - Highlight sollte tatsächlich der Food Market im oberen, anschließenden Bereich des Centers sein. 12 verschiedene Garküchen, die verschiedene Gerichte anboten, von Süß bis Sauer, hin zu Scharf. Gut gestärkt machten wir uns im Anschluss auf, um den Kandy Lake zu umrunden. Ein vor knapp 200 Jahren, vom letzten singalesischen König, künstlich angelegter See mitten in der Stadt.
In und um den See befinden sich einige der Sehenswürdigkeiten Kandys, wie der Badepavillon der Königin, die Insel mit dem ehemaligen Sommerhaus der Königin, sowie der Zahntempel. In diesem lagerte, der Überlieferung nach der linke Eckzahn eines Buddhas. Der Zahn verhilft seinen Besitzer zur Macht über Regen und schützt demnach vor Dürre.
Es findet jährlich eine Prozession statt, bei der der Zahn durch die Stadt getragen wird und die Leute für Regen und gute Ernte bitten. An dieser Prozession nehmen Buddhisten aus aller Welt teil, weshalb Kandy eine der buddhistischen Pilgerstätten ist.
Nach der Umrundung des Sees dürstete es uns zunehmend, weshalb wir eine der lokalen Etablissements aufsuchen mussten. Nach einer kurzen Erfrischung, entschieden wir uns zurück zum Hotel zu gehen, da es langsam spät wurde und in Kandy die Bürgersteige spätestens um 21 Uhr, eher früher hochgeklappt werden. Unser Hotel lag etwas abseits des Trubels, aber irgendwie immer noch zu nah für uns, da wir von den vergleichsweise vielen Menschen einfach genervt und überfordert waren. Zum Ausklang des Tages entschieden wir uns auf die Spitze des umliegenden Gebirges zu fahren und bei einer trotz etwas smoggeschwängerten Aussicht den Abend bei einem guten Essen zu beenden.
Der Zielort lag wie gesagt etwas abseits und vor allem auf dem Berg, weshalb wir uns für einen TukTuk-Fahrer entschieden - nach kurzer Zielklärung erklärte er, er wisse wo er lang muss ... naja wusste er irgendwie nicht, nachdem wir ihm 3 mal auf Google Maps gezeigt haben, dass er falsch fährt und auch 3-4 Einheimische ihm erklärt haben, dass er falsch unterwegs ist, brachte er uns doch noch zu unserem Ziel.
Unsere nächste Etappe fiel wieder etwas weiter aus, da wir wie beschrieben, auf Grund des unvorhersehbaren Wetters etwas umdisponiert haben. Von Kandy ging es über Nuwara Eliya nach Ella - gute 130km mit dem TukTuk über die schlaglochreichsten und teilweise steilsten Straßen Sri Lankas.
Ich dachte immer Serpentinen fahren mit einem ordentlichen Auto macht Spaß, aber mit einem TukTuk macht das ganze noch viel mehr Spaß, auch wenn es ordentlich auf die Arme geht, da die Dinger keine Servo, kein ESP, kein Nichts haben. Besseres Unterarm-Training ist mir bis hierher nicht untergekommen.
Die Strecke führte uns entlang der vermutlich größten Teeanbaugebiete, die wir jemals gesehen haben. Hätten wir an jeder Teeplantage angehalten, die kostenfreie Proben anbot, wären wir jetzt noch nicht da ...
Kurz nach Nuwara Eliya änderte sich freundlicherweise das Klima auch etwas und phasenweise wurde es gar frisch im TukTuk - leider hielt dies nicht lange an, denn mit Ankunft in Ella waren wir erneut bei 25+X Grad, die sich allerdings deutlich wärmer anfühlten.
Ella selber ist eine Mischung aus Yoga-Retreat, Ballermann, Ayurvedakur und Teehaus. Hier treffen sich gefühlt alle Arten von Touristen, positiv hierbei ist tatsächlich festzustellen, dass alle irgendwie miteinander klar kommen und freundlich sind - mit kleinen Ausnahmen, wie wir feststellen mussten. Russische Reisebusgruppen und französische Teenager zeichnen sich nicht durch ihre Kommunikations- oder Interaktionsfreude aus ... kurzum, die kriegen ihr Maul nicht auf um zu Grüßen oder Bitte und Danke zu sagen.
Wie bzw. wobei haben wir das festgestellt? Es stand das klassische Ella Touri Programm auf dem Plan und zunächst ging es auf den Little Adams Peak. Eine kleine entspannte Wanderung mit knappen 150 Höhenmetern und ein paar relativ kleinen und engen Treppenabschnitten - und dort konnten wir unsere Sozialstudien betreiben. Die vermeintliche Russische Reisetruppe bzw. deren Teilnehmende erfüllten leider sehr viele Stereotypen - auf-, unter- und weggespritzte Körperteile bzw. Partien und ebenso, wie augenscheinlich die Französ:innen nur ihrer eigenen Sprache fähig und nicht in der Lage sind sich zu bedanken, wenn man ihnen Platz macht, wenn sie zu 36st wie eine Elefantenhorde an dir vorbei rammeln und dich fast die Klippen runterstürzen lassen.
Nach der Besteigung des Little Adams Peak, ging es weiter zur Nine Arch Bridge. Ein Überbleibsel der britischen Kolonialzeit und vermutlich eines der beliebtesten Motive von Instagramern. Die Brücke selber ist gute 120 Jahre alt und besteht, wie der Name vermuten lässt, aus 9 Bögen - die wenigsten Leute hier interessieren sich vermutlich für die Architektur - spannender für die ist vermutlich die Tatsache, dass man unbehelligt auf den Gleisen rumturnen kann und theoretisch Selfies mit dem an einem vorbei fahrenden Zug machen kann ... naja jeder wie er es braucht, es soll ja auch Menschen geben die freiwillig sich so nen Unsinn wie Mario Barth, Dieter Nuhr oder Borussia Dortmund antun, warum auch immer.
Dabei kam uns unser missliches Zeitmanagement tatsächlich mal zu Gute - die Besteigung des Little Adam Peaks und der Besuch der Nine Arch Bridge wird in verschiedenen Artikeln als ganztags Programm verkauft - wir waren jedoch nach guten 3 Stunden mit der Nummer durch und fast wieder im Hotel, als sich hier die Schleusen geöffnet haben und neben Hunden und Katzen, auch reichlich Regen vom Himmel kam. Der Regen hielt trotz angekündigter 2 Stunden ganze 18 Stunden mit kurzen Unterbrechungen durch, so dass der gestrige Tag bei Live Musik im lokalen Pub beendet werden musste. Am heutigen Morgen zeigte sich der Himmel ebenfalls stark bedeckt, weshalb wir relativ unsicher waren, wo es uns den Vormittag hintreiben sollte - letztlich entschieden wir uns für einen entspannten Spaziergang auf den Bahngleisen ... eine blutige Angelegenheit, aber dazu mehr im nächsten Blogeintrag.
Am Sonntag werden wir uns gen Süden nach Tangalle begeben, erneut gute 140km, von dort melden wir uns wieder. Bis dahin schönes Wochenende.
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