Dienstag, 5. November 2024

Tuk Tuk Ultras

Auch wenn Südostasien in Form von Vietnam nicht wirklich unserer Fantasie von Urlaub entsprach und wir großspurig wie wir gelegentlich sind, uns vom Asiatischen Kontinent losgesagt hatten, sollte es dennoch nochmal zurück gehen. Nicht ganz der Osten, sondern eher der Westen steht diesmal auf dem Plan.

Die Träne Indiens oder wie der Kenner sagt Cylon. Kurzum Sri Lanka ist das Ziel für den letzten Abstecher in 2024.

Die Anreise von Berlin üblicherweise nicht ganz so einfach. Statt erneut über Doha zu fliegen entschieden wir uns diesmal für Berlin - Istanbul - Colombo. Turkish Airlines bewirbt zwar exzellenten Service und Hightech, lässt dies auf Langstreckenflügen aber vermissen - zumindest bei unserem Flug hatten wir eine in die Jahre gekommene Maschine und eine Crew die an Unfähigkeit und Motivationslosigkeit kaum zu übertreffen war. 

Vlt. auch noch ein Wort zum achso tollen 5 Sterne Airport Istanbul... Nicht nur nen Marathon von Gate A nach B notwendig, nein man muss außerdem durch 25 Boutiquen von Hermes, Boss und Prada rennen ... Macht Sinn in nem Land mit ner geschätzten Inflationsrate von 61% und einem BIP von 12700$ pro Kopf. Da findeste für den 18,50€ Burger bei BurgerKing natürlich reihenweise Abnehmer ...

Vermeintlich arme Länder, wie Sri Lanka ziehen auch immer wieder junge, ambitionierte Menschen an, die sich sozial engagieren möchten - sehr gut - man stellt sich nur die Frage was die anderen Menschen beibringen wollen, wenn sie augenscheinlich die Fähigkeit verloren haben sich wie ein normaler Mensch in einen Flugzeugsitz zu setzen und sich halbwegs in das soziale Gefüge um einen herum einzubringen. Nach der 4. Yoga-Übung, bei der sie ihre Gliedmaßen versuchte durch meinen Sitz zu bohren, war dann auch endlich Urlaubsstimmung bei mir und ich konnte endlich wieder hassen ... 

Maries wachsamen Auge entging dies nicht und so übernahm sie freundlicherweise die Zurechtweisung der Göre ...

Mit ner guten Stunde Verspätung landeten wir nach etwas mehr als 9 Stunden bei angenehmen 28 Grad und 2000% Luftfeuchtigkeit in Colombo. Einreise und der ganze Schnullipups ging selten so entspannt.

Nachdem der halbe Flieger scheinbar die Bargeldreserven der ortsansässigen Geldautomaten geplündert hatte, hieß es warten und anstehen, beim Einzigen noch funktionieren Automaten. Immer wieder ein schönes Schauspiel wenn Leute zum ersten Mal ihre VISA Karte einsetzen und vollkommen überfordert sind mit den Menüpunkten am Automaten.

Mit reichlich Verspätung von unserer Seite (Danke an Turkish Airlines & die nicht funktionierenden Geldautomaten) empfing uns in der Lobby ein netter Herr dessen Name uns direkt wieder entfallen ist. Er war unser bestelltes Shuttle zum Hotel bzw. augenscheinlich irgendein Mittelsmann, denn nach der Begrüßung wurden wir im Raucherbereich geparkt und er hat angefangen wild zu telefonieren und war zwischenzeitlich einfach weg ... Irgendwann war er wieder da und lotste uns zum Taxistand und bugsierte uns in ein Auto, dass augenscheinlich wusste wo wir hin wollten. Der Fahrer hatte maximale Gesprächslaune und erzählte uns dies und das und sein Bruder lebt auch in Berlin, naja das übliche halt, jeder kennt jemanden, der jemanden kennt.

Der Gute fuhr uns nach Negombo, eine Vorstadt von Colombo, quasi das Strausberg Sri Lankas. Hier erhofften wir uns etwas Ruhe, bevor wir am Nachmittag unser Gefährt für die kommenden Tage entgegennehmen sollten. Aber denkste Puppe, mit Ankunft 8:30 Uhr im Hotel war natürlich nichts frei und wir mussten unsere übermüdeten Kadaver irgendwie in Bewegung halten, sonst wären im Stehen eingeschlafen. 




Also direkt die nähere Umgebung erkundet und erstmal einen Spot zum Frühstücken gesucht. War gar nicht so einfach, da auf'n Samstag scheinbar ausschlafen angesagt ist und die Hälfte der Läden noch geschlossen hatte. 




Wir fanden etwas Abseits in einem Hinterhof, dann doch noch ein Lokal und wurden mehr als herzlich von den beiden Kellern/Köchen/Teilhabern in Empfand genommen. Nach einem ausgezeichneten Pan Kotti, ging es mit kurzem Umweg über den Strand zurück in die Unterkunft. 


Man hatte zwischenzeitlich die Vormieter des Zimmers des Hauses verwiesen und kurz durchgefeudelt, so dass wir direkt in die Kajüte konnten und einen kurzen Powernap einlegten. Nach dem Bubu, gab's noch ne schnelle Dusche, eh Marie uns ein Transport zum Autoverleih bestellte.

Dort angekommen, hieß es kurz warten und schon waren wir mitten in der Instruktionen, wie wir mit unserem Gefährt die kommenden Wochen umzugehen haben und was zu beachten ist, schließlich handelt es sich um ein 

Bajaj RE

470cc

6,27 kW

Öl gekühltes Tuk Tuk




Nach der kurzen Einweisung wurden wir auch direkt hinters Steuer gebeten und sollten uns im Feierabendverkehr von Colombo beweisen. Trotz aller Unkenrufe lief es erstaunlich gut, Marie machte den Anfang und wusste schnell mit den praktischen Grundlagen zu überzeugen, ich wiederum wusste eher bei den unnützen Stunt-Manövern zu brillieren. Gute 60min später gab's nen Handschlag, ein paar Warme Worte und dann wurden wir mit dem Tuk Tuk vom Hof gejagt. Die Fahrt zur Unterkunft verlief tatsächlich unspektakulär, keine Toten, keine Verletzen, keine Beulen, aber dennoch perfekt getimt, denn kurze Zeit nach Ankunft zeigte Sri Lanka seine feuchte Seite und es goss wie aus Kübeln.

Ab Sofort könnt ihr uns TukTuk Ultras nennen ...


Da man bei Dunkelheit und Regen nicht soviel machen kann und wir auch etwas übermüdet waren, gab's noch 1-2 Bier und ein unglaublich gutes Koti Rotti sowie gebratenen Reis, ehe wir den Rückzug antraten.

Nicht nur Samstag schläft man scheinbar aus, sondern auch Sonntags wie wir feststellen mussten, als wir kurz nach 7:30 Uhr nach Frühstück fragten und uns die Dame mit etwas bedauerlichem Blick erklärte, vor 8:30 Uhr gäbe es sowas nicht. Warten war für uns keine wirkliche Alternative und so beluden wir unser Tuk Tuk und machten uns auf nach Sigariya. Gute 150km von Negombo entfernt - bei einer maximalen Geschwindigkeit von 40km/h mit dem Tuk Tuk, dann doch ein ordentlicher Ritt. Über die schönsten Seitenstraßen Sri Lankas, vorbei an Reisfeldern, Tempeln und kleinen Dörfern, begegneten uns Zeitnah bereits die ersten tierischen Bewohner Sri Lankas. Neben hunderten von wilden Straßenhunden, gesellten sich irgendwann auch ein paar Pfauen, Geckos, Frösche und Affen dazu. 

Zum Straßenverkehr kann ich bisher nur sagen, alles halb so wild. Nicht viel denken, einfach fahren - lediglich das Kräftemessen mit einem Bus oder LKW sollte man sich sparen, ansonsten war ich selten so ruhig und gelassen beim Fahren im Ausland - Marie hatte kurz Angst ich hätte einen Hirnschlag oder so, weil ich nicht wild rumgezetert habe und meine Beleidigungen auch bei jeder Jugendschutzprüfung durchgegangen wären.

Unsere heutige Unterkunft trägt den Namen "Nice View" ... Zu Recht muss man sagen, denn vom Eingang der Lodge hat meinen unverbauten und freien Blick auf den Lions Rock. Einem Magmablock auf dessen Gipfel vor über 1500 Jahren eine Felsstadt errichtet wurde, die man heute, zusammen mit hunderten Touristen in den Morgenstunden besuchen kann und dem Sonnenaufgang frönen kann.


Also absolut was für uns Menschenfreunde, weshalb wir uns auch trotz durchaus vorhandenen Interesse gegen den Aufstieg entschieden haben und lieber die Wälder und Wege um den Berg herum erkundeten. Die verfügbaren Wetterberichte boten von Sonnenschein den ganzen Tag bis Monsum ab 8 Uhr morgens so ziemlich alles an, was die Planung generell etwas erschweren sollte. 

Nach guten 2 Stunden raumsparzieren und Affen fotografieren, setzte tatsächlich ein monsunartiger Regenfluss ein, den wir bei einem ausgezeichneten Rotti in einer kleinen Hütte am Straßenrand beobachteten. 










Nachdem der gröbste Regen nachgelassen hatte, machten wir uns mit unserem TukTuk zurück zur Unterkunft, da wir zum Mittag von einem Guide abgeholt werden sollten, der uns einen der näheren Nationalparks schmackhaft machen wollte. Gute 200m vor unserer Unterkunft standen wir vor einem riesigen Haufen Erde, der uns die Weiterfahrt verunmöglichte... Nachdem ich mit den Füßen etwas vom Erdhaufen verteilt hatte und eine "Durchfahrtspassage" geschaffen hatte, bestätigte Marie - sollte passen, da können wir dran vorbei. 

Tja Augenmaß ist scheinbar nicht unsere Stärke, denn in der Mitte der Passage, wurde der Weg doch noch etwas schmaler und Zack war das Hinterrad des TukTuk im Graben und damit verbunden wir und das ganze Gefährt in Summe auch.

Es dauerte knappe 5 Sekunden, dann standen bereits 2 feixende Bauarbeiter hinter uns und boten sofort ihre Hilfe an - ich war noch nicht mal richtig raus aus dem TukTuk, da saß einer der Jungs schon am Steuer und der andere schob und wippte das Teil hin und her. Ca 2 Minuten später standen wir wieder auf der Straßen, bekamen das Gefährt von den Jungs noch gereinigt und ein lachendes High Five besiegelte den Abschluss der Rettungsaktion. Wir hatten unser TukTuk wieder und die Jungs hatten ihre Karmapunkte für den Tag gesammelt.

Für den Nachmittag entschieden wir uns, wie gesagt, für den Fahrdienst in Form eines Guides, der uns in den nahegelegenen Kaudula Nationalpark fuhr. Auf den Weg dort hin, sagte er kurz es könnte ggf. regnen, weshalb er das Tempolimit ignoriert und wie ein Geisteskranker zum Park fuhr ... von oben wurden wir nicht nass, aber unten rum, kann ich nicht garantieren ... 

Gute 10km vor dem Park kreuzten bereits die ersten Elefanten unsern Weg und Marie war direkt glückselig. Am Park meinte unser Guide noch, dass der Park in 3 Tagen schließt, wegen dem Regen und so - wir sollten im Verlauf der Tour verstehen was er meint, da nach knapp 5km im Park quasi keine Straßen mehr existierten und wir durch überschwemmtes Gebiet fuhren, um irgendwie von A nach B zu kommen. Wir hatten viel Vertrauen in unsern Guide und er auch glücklicherweise in sich und seinen Jeep ... mal wieder ein 3 Tonnen Panzer aus indischer Fabrikation, natürlich mit Heckantrieb ... in jedem anderen Land, hätten sie dich erschossen, wenn du mit der Karre bei dem Untergrund auftauchst, spielt hier aber scheinbar keine Rolle.

Im Park bekommen wir trotz oder gerade wegen der überschwemmten Gebieten, aber doch reichlich Tiere zu sehen. Neben Wasserbüffeln, Kingfishern, Pelikanen, Affen, Schakalen, Schlangen, Leguanen und Adlern, standen natürlich auch 40-50 Elefanten dumm in der Gegend rum. 












Kleiner Wehrmutstropfen bei der Tour, war die etwas aufdringliche Art mancher Tourguides und das Verhalten einzelner, die die Tiere förmlich bedrängten und durch den ganzen Park plärrten.

Für alle die behaupten zeitnah ein Kind zu gebären - Lüge! Kann gar nicht sein, da gefühlt jeder Storch der nördlichen und südlichen Hemisphäre die Wintermonate im Park verbringt. Zu hunderten oder gar tausenden sitzen die Viecher hier rum.

Nach guten 6 Stunden in und um den Park, ließen wir den Abend nach einer erneut rasanten Fahrt gemütlich in einem der kleinen Lokale im Ort ausklingen. Pünktlich zur Schlafenszeit setzte auch monsunartiger Regen ein, der uns in die Nacht wog.

Etwas verwundert wachten wir heute früh auf, da wir eine Mitteilung unseres Vermieters um 2:30 Uhr nachts erhielten - wir mögen das Haus nicht verlassen, da vor der Tür 2 Elefanten stehen ... naja war uns egal, da wir die Nachricht erst mit 4 Stunden Verspätung gelesen haben. Bei einer kurzen Besichtigung des vermeintlichen Sichtungsortes des Elefanten, musste ich kurz zucken, da dieser sich ca. 2 Meter neben unseren TukTuk befand - aber außer einem riesigen Haufen dampfender Elefantenexkremente, war da zum Glück nichts.

Nach dem Frühstück ging es heute zum Pahala Thalkote Wewa - einem See im Nordwesten von Sigeriya. Ein netter Spaziergang bei knapp 30 Grad in der Sonne stand an - gute 9km, also entspannt, aber dennoch schweißtreibend. Der Weg führte uns vorbei an kleinen Reisfeldern, verlassenen Hütten, Elefantenkacke und vielen unglaublich netten Einheimischen.

Nachdem wir kurz falsch abgebogen waren, wurden wir kurzerhand von einem Rudel wilder Hunde umzingelt, die uns zunächst sehr skeptisch beäugten und relativ aufgeregt wirkten. Die Aufregung galt aber nicht uns, sondern wie sich herausstellen sollte den Hanuman Languren im Baum über uns.

Aus der Aufregung wurde kurzerhand Gebelle und Gerenne, ehe die Affen vertrieben waren und die Hunde eine neue Betätigung brauchten - kurzerhand schlossen sich die 3 uns an und spazierten gute 5 Kilometer mit uns zum See und wieder zurück. Auf dem Weg zum See bildeten sie unsere Vorhut und waren stets darauf bedacht uns den Weg frei von Leguanen, Elefanten und sonstigen Tieren zu halten.











Die letzten Stunden in Sigiriya gelten jetzt der weiteren Reiseplanung - da wir auf Grund des Wetters kurz umdisponieren müssen - bei Monsun auf einen Berg wandern, macht wenig Sinn, selbst für uns Knallköpfe.

Morgen geht es dann in den Candyshop ... natürlich nach Kandy - man war der flach, schäme mich förmlich ... Grüße gehen an Carlo raus

PS: beim nächsten Eintrag gibt es vlt. ein paar Fotos mehr - die Uploadgeschwindigkeit hier vor Ort lässt aktuell leider nur eine begrenzte Auswahl an Bildern zu.

 



0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen