Freitag, 22. März 2024

Tạm biệt Vietnam

Noch etwas benebelt vom "Gewinn" (2 Bier im Gegenwert von umgerechnet 3€) des örtlichen Pubquiz am Vorabend, wollten wir unseren Augen und Ohren nicht so richtig trauen, als die Regentropfen beinahe Monsunartig gegen unser Hotelfenster plätscherten. Pure Euphorie brach förmlich aus uns heraus und die Motivation bei diesem Wetter auf ein Boot zu steigen und aufs offene Meer zu fahren stieg beinahe in das Unermessliche. 

Durch den Monsun und so ... aber Petrus hatte im Laufe des Tages doch noch Nachsicht mit uns und schloss im Laufe des Vormittags doch noch seine Schleusen. Gab ja auch genug Wasser unter uns, da brauchten wir keines weiter von oben.

Die kommenden 36 Stunden sollten wir mit 14 weiteren Leuten verbringen - eine bunte, wenn auch sehr deutsch lastige Mischung. Positiv stach ein Pärchen aus Birmingham (UK) hervor und mit den beiden hatten wir unseren Spaß und das eine oder andere Bier im Laufe der Reise. Ich könnte mich natürlich jetzt hier über Seiten hinweg auslassen über die neunmalkluge Amerikanerin, die mit ihrem gerade angelesen Halbwissen jeden übertrumpfen wollte, die Französin, die sich aufregte weil alle anderen Englisch und halt nicht Französisch mit ihr sprachen oder das hinterwäldlerische Pärchen aus dem letzten Dorf irgendwo im Schwarzwald, das sich scheinbar zur Aufgabe gemacht hatte, dem vietnamesischen Volk den Umgang mit der Gabel statt mit Stäbchen näher zu bringen ... bringt ja aber alles nichts.  

Da zu Beginn der Reise Richtung Halong Bucht, der Himmel noch etwas bedeckt war, gab es eine kleine Planänderung und statt eines Strandbesuches in der Bucht führte uns der erste Weg zu einem der letzten verbliebenen schwimmenden Fischerdörfern und einer Fischfarm.














Unser Guide Ben eröffnete kurz die Märchenstunde und versuchte uns die ach so wichtige und nachhaltige Fischzucht in diesen Farmen schmackhaft zu machen - eher mit überschaubaren Erfolg, aber er bemühte sich. 

Anschließend ging es für uns dann irgendwie doch ins Wasser bzw. sehr nah aufs Wasser und zwar ins Kajak. Eine Emotionale Achterbahn, zwischen maximaler Zuversicht und kurzzeitiger Scheidungsabsicht und dem Wunsch nach einem Titanicmoment - also einer Kollision mit einem Eisberg, um den Spuk zu beenden ... irgendwie ohne zu Kentern und doch halbwegs trocken, haben wir unsere Kajaktour durch die Höhlen dann doch überstanden ... Landschaftlich bietet die Halong Bucht und deren Umgebung schon 1-2 nette Ansichten, allerdings begegnete uns hier wieder das scheinbar allgegenwärtige Problem in Vietnam - Müll












Da mein Interesse an der Erstellung eines Bildbandes über die schönsten Müllstücke Vietnams nicht allzu groß war, verzichtete ich dann doch Dankend auf das Angebot noch ein wenig in der Brühe schwimmen zu gehen und widmete mich lieber einem wohlverdienten Bier zum Abschluss des Kajakausflugs, ehe wir auf unser Nachtdomizil - einem Schiff mit 8 Kabinen wechselten.

Wir ließen den Abend entspannt und bei netten Gesprächen mit dem Pärchen aus Birmingham ausklingen und beobachteten dabei, wie der Kollege aus dem Schwarzwald sich genüsslich die Lampen ausknipste und jegliche Kontrolle über sein Sprachzentrum verlor.






Am kommenden Morgen stand erneut eine Kajaktour an - etwas unvorbereitet, da wir nur von einer Tour ausgingen, schwangen wir uns also wieder ins Kajak. Vlt lag es daran, dass uns die seelische Vorbereitungszeit fehlte oder doch das Bier vom Vorabend schlecht war, auf jeden Fall sorgte das folgende Kajakerlebnis nicht für den Wunsch einer sofortigen Wiederholung ... kurzum es war nass, voll und anstrengend - fast wie U-Bahn fahren an nem Streiktag der GDL morgens um 7 Uhr ... Brauch ich im Urlaub nicht.












Am Nachmittag ging es zurück ans Land und auf zu unserer letzten Etappe der Reise nach Hanoi.

Hanoi bot im Vergleich zu Cat Ba so ziemlich alles was man sich wünscht oder auch nicht - Lärm, Menschenmaßen und eine enorme Anzahl an Händlern, die einem alles vom Schuhlöffel bis hin zur hydraulischen Baggerschaufel verkaufen wollen.



























Man hatte uns im Vorfeld erklärt, Hanoi und Saigon seien 2 verschiedene Welten - diesen Eindruck haben wir nach knapp 2,5 Tagen nicht gewinnen können. Hanoi wirkt zwar noch etwas hektischer als Saigon, mehr aber auch nicht. Dass wir die Erkundung von Hanois Altstadt unbeschwert bzw. lebendig geschafft haben, grenzt an ein Wunder, da die Altstadt über keinerlei Gehwege verfügt und man ständig auf der Straßen zwischen Rollern, Fahrrädern und Autos hin und her schlängelt. Bei der Erkundung der vermeintlichen Sehenswürdigkeiten wurde einmal mehr klar, dass man gerade in den sozialen Medien, aber auch in Reiseführern zur maximalen Übertreibung und Lobpreisung von noch so kleinen Dingen neigt. Da werden 10 Wandbilder an einer Bahnstrecke zu einer "Street Art Gallery" ausgeschmückt oder ein 5 Meter hoher Turm auf einem Schutthafen zu einem "erstaunlichen Bauwerk" gemacht. Die Altstadt bietet zwar 2-3 nette Ecken, aber wirkliche Einzigartigkeit sucht man vergeblich. Gleiches gilt auch für das Französische Viertel, in dem sich Ende des 19 Jhd. die Französischen Kolonialherren niedergelassen haben - wir mussten 3 mal in die Karte schauen, um sicher zu gehen, dass wir uns im richtigen Viertel bewegten, so austauschbar war die Umgebung und ebenfalls die Atmosphäre - lediglich die Glorifizierung des westlichen Lifestyles wurde im Französischen Viertel etwas mehr forciert.









































Weitere Erkenntnis unserer 3 wöchigen Feldforschung in Vietnam, aber auch Beobachtungen aus vergangenen Reisen befördern einen Masterplan für einen potentiellen Despoten ans Tageslicht. Aber wie und warum? Neben einigen Briten und Franzosen haben wir vorrangig eine Nation angetroffen - Niederländer und zwar gefühlt alle Niederländer im Alter zwischen 18-58 Jahren ... das Land muss im Zeitraum von November bis März augenscheinlich leer stehen, wer also schon immer mal ein Land besetzen wollte, könnte vermutlich dort auf wenig Gegenwehr treffen, da sie augenscheinlich alle in Gruppen von 3-9 Leuten durch die Bars und Hotels Vietnams und Südamerikas tingeln ...

Um die Grundlage des oben genannten Masterplans noch einmal zu verifizieren, brachen wir in den Abendstunden zu einer letzten Erkundung Hanois auf - Freitagabend wird die halbe Altstadt zu einer Autofreien Walking Street - so zumindest die Ankündigung. Ja Autofrei war es weitestgehend, dafür fuhren weiterhin Roller durch die Menschenmengen und die Anzahl an verwirrten Touristen wurde exponentiell erhöht.







In einem kleinem Straßencafé, etwas Abseits des massiven Troubles ließen wir das eben erlebte noch einmal Revue passieren und setzten zur großen Analyse an - wenn nicht wir, wer sonst soll dieses Land retten ...

Vietnam kann vermutlich ein wunderschönes Land sein und kleine Einblicke darin konnten wir an einzelnen Stellen auch bekommen, allerdings ist es auch ein viel zu billiges Land, was dazu führt, dass jeder der mehr als 5 Mark in der Tasche hat, hier auch aufschlägt und den dicken Maxen macht und da sind wir auch schon bei unserem vermutlichen Problem. Das Land und die Leute sind dem touristischen Massenansturm hier nicht gewachsen - es wird die schnelle Mark durch Einzelne gemacht, aber nachhaltig, erst Recht für die Einwohner ist hier gar nichts. Die Einheimischen wirkten vielerorts einfach genervt von Besuchern und ließen es auch entsprechend raushängen - und mit Verlaub, verübeln kann man es ihnen absolut nicht, denn verwirrte, schreiende und gutsherrenähnliche Touristen werben nicht dafür, sie freundlich zu empfangen.

Viele unserer Befürchtungen und vermeintlichen Vorurteile, die wir im Vorfeld der Reise zu Südostasien hatten, wurden leider bestätigt - Südostasien hat quasi geliefert ... Unabhängig davon war es trotzdem eine lohnenswerte und schöne Reise, auch wenn wir in naher Zukunft vermutlich nicht wieder hier, sondern eher in nördlicheren Gefilden aufschlagen werden.

Und jetzt freu ich mich auf den Berliner Straßenverkehr, mit Ampeln, Gehwegen und Bürgersteigen, die auch als solche genutzt werden.


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