Donnerstag, 23. August 2018

An der Klippe mit der Kippe

Der Start unserer Reise bedeutete zugleich auch die Flucht aus der Zivilisation. Wo in St. Johns noch Kneipen und Restaurants Tür an Tür waren, sollten wir in den nächsten Tagen eine gewisse Exklusivität bezüglich der Versorgung mit Nahrungsmitteln erfahren. Aber der Reihe nach.

Montag wurden die Pferde gekoppelt und es ging über den Trans-Canada-Highway erst Richtung Süd-West, um dann komplett in den Norden in ein kleines Örtchen Namens Bonavista zu fahren.

Die Fahrten auf kanadischen Autobahnen sind tiefenentspannend und bürgen keine Gefahr einen cholerischen Anfall zu bekommen oder Todesängste auszustehen. Lediglich das Tempolimit scheint eine reine Orientierung zu sein, da jeder der nicht mindestens 15 km/h schneller als erlaubt fährt, überholt oder geschnitten wird.

Der Weg nach Bonavista wurde immer wieder von kleineren Gemeinden unterbrochen, jedoch hatten die weder aktuell noch jemals in der Vergangenheit etwas zu bieten ... Tristesse pur und somit eigentlich auch sehr schön und ruhig.

Die Botaniker und Ornithologen hätten hier ihren Spaß, als Großwildjäger kommt man hingegen weniger auf seine Kosten, da diese Gegend hier vorrangig von seiner Umgebung und nicht der vierbeinigen Population lebt.

Ein kleiner Rundgang durch die Umgebung vermittelte das Bild eines kleinen verschlafenen Fischerortes und der Augenschein sollte nicht trügen, wie wir kurze Zeit später feststellen sollten, als die Frage nach einer Lokalität für den Abend aufkam. Sage und schreibe 7 Restaurant gab es, wobei 6 davon die identische Karte anboten ... frittierter Fisch, frittiertes Hähnchen und frittiertes Alles.



Die Kulinarik stand also nicht im Vordergrund und so gaben wir uns dem lokalen Fastfood hin, in der Hoffnung am Abend noch etwas Live-Musik in unserer Unterkunft genießen zu können, schließlich prangte ein großes Schild mit eben dieser Ankündigung an der Tür.

Denkste Puppe - das Schild ist scheinbar ein Daueraufsteller und hat keinerlei Aussagekraft und dient lediglich dem Bauernfang. Also bei Zeiten ins Bett, um am nächsten Morgen nach einem schlechten Kaffee und noch minderwertigeren Essen in den Tag zu starten.

Wir schwangen uns auf ein kleines Bötchen und schipperten knapp 2,5 Stunden vor der Küste entlang, in der Hoffnung vlt. einen Wal bestaunen zu können - negativ.





Nach der ganzen Ernüchterung wählten wir einen Wanderweg an der Steilküste um unseren suizidalen Moment ggf. in die Tat umsetzen zu können.

Bevor wir jedoch die passende Klippe für uns auf der knapp 4 Kilometer langen Strecke ausmachen konnten, erblickten wir am Horizont auf einmal Fontänen die aus dem Wasser stiegen. Also ab an die Klippe, Kippe raus und Wale bestaunen. Auch wenn es aus einiger Entfernung nur möglich war, war es dennoch erneut beeindruckend diese gigantischen Tiere zu sehen.

Aufgemuntert von dem gesehenen wanderten wir weiter, ehe wir noch hunderte Papageintaucher, das Wappentier von Neufundland, bewundern konnten. Eine kleine niedliche Mischung aus Pinguin und irgendwelchen Vögeln. Super flink, aber halt auch super putzig.








Den Tieren sei Dank, konnte der Suizid noch einmal verschoben werden und wir beendeten das Kapitel Bonavista am nächsten Morgen mit einem erneut unterirdischen Essen, ehe wir uns weiter gen Westen nach Twillingate aufmachten.

Der Weg führte uns durch den Terra-Nova-Nationalpark. Paradoxerweise handelt es sich um einen Nationalpark und dennoch geht der Trans-Canada-Highway direkt hindurch ... irgendwie komisch.









Wir lagen sehr gut in der Zeit, da es so etwas wie Stau auf Neufundland scheinbar einfach nicht gibt und so blieb Zeit für 1-2 Wanderungen und Besteigungen der umliegenden Gipfel.

Am Abend erreichten wir Twillingate und ließen den Tag im örtlichen Pub bei neufundländischer Folk-Musik ausklingen.

Heute standen dann etwas sportlichere Wanderungen an der Steilküste an, ehe wir nun den Abend in der örtlichen Winery ausklingen lassen. Die Neufundländer haben ein massives Alkoholproblem und haben daraus eine Tugend gemacht und in vielen noch so kleinen Orten Micro-Brewerys oder Winerys eröffnet um eine Entschuldigung für den übermäßigen Konsum zu haben ... support your local business ;)









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