Samstag, 8. Juni 2019

Arigatō to sayōnara

Nach knapp 14 Tagen wird es Zeit ein kleines Resümee zu ziehen, der letzten Tage, aber natürlich auch der Reise.

Genug Zeit zum philosophieren habe ich jetzt, da die Tasche so gut wie gepackt ist und alle Erledigungen getroffen wurden. Der Rückreise steht eigentlich nichts im Wege, lediglich unsere fehlende Motivation, denn wir haben erneut einen Teil unseres Herzens verloren. Diesmal an Japan und seine Bevölkerung, aber der Reihe nach.

Nachdem wir uns in Nagasaki von den Irrungen und Wirrungen der Menschheit überzeugen konnten, brauchten wir noch die B-Probe um uns zu überzeugen, was alles schief gelaufen ist in der Vergangenheit. Da bietet es sich doch direkt an, weiter nach Hiroshima zu fahren ...

Da die Fahrt von Fukuoka nach Hiroshima in guten 2 Stunden machbar ist, hatten wir am Vormittag noch etwas Zeit und fuhren in ein kleines Dorf bei Fukuoka. Sasagori nennt sich dieses Fleckchen, das eigentlich nur aus dem Nanzoin Tempel besteht.

Besonderheit dieses Tempels ist eine riesige Buddha Statue aus Bronze, man munkelt, es sei der größte der Welt.



Marie war erfreut, auch mal einem anderen dicken Mann den Bauch zu streicheln ...








Nach dem kleinen Ausflug in die Natur, ging es mit dem Shinkansen weiter nach Hiroshima, am Bahnhof wurde noch allerhand Proviant gebunkert, da der vorherige Aufstieg zum Buddha doch ganz schön an den Reserven gezehrt hatte.




Nach einem kleinen Irrlauf durch Hiroshima - mea culpa - gelangten wir unter Maries Leitung doch noch zu unserem Appartement. Nach kurzer Akklimatisierung ging es auch direkt wieder los ins Getümmel. Das Schloss von Hiroshima bzw. das was davon noch übrig ist, sollte begutachtet werden, ehe wir uns in das Nachtleben stürzten.






Am nächsten Morgen stand die erwähnte B-Probe an. Nach einem kurzen Marsch standen wir auch schon mitten im Epizentrum des Little Boy. Das halb zerfallene Haus der Industrie- und Handelskammer ist vermutlich jedem bekannt. 












Wie auch in Nagasaki, findet in Hiroshima keine wirkliche Aufarbeitung der Geschehnisse statt, sondern es wird sich mit den Folgen für die Menschen beschäftigt. Eine Analyse, warum es zum Abwurf kam und ob ggf. eine kriegerische Handlung seitens Japans vorausging, taucht lediglich auf einer kleinen Infotafel auf, ansonsten wird dazu leider wenig geschrieben. Es wird aber auch keine Amerika feindliche Propaganda betrieben, wie man es sich vlt. hätte vorstellen können. In Summe ein sehr schwieriges Thema.


Im direkten Vergleich zwischen Hiroshima und Nagasaki, kam aber der klare Eindruck zustande, das Hiroshima einfach weiter gemacht hat und die Stadt mit dem Geschehenen lebt, wo in Nagasaki scheinbar die Zeit stehen geblieben ist und nichts mehr wirklich kam nach dem 9. August 1945.

Nach Mord und Totschlag, wurde das Kontrastprogramm benötigt und wir zogen uns in einen kleinen niedlichen Garten zurück. Shukkei-en, mit einem kleinen See und jeder Menge Schildkröten und Kois, ehe wir den Abend einläuteten und bei Zeiten in der Koje verschwanden.







Hiroshima gefiel, allerdings hatten wir die für uns wichtigsten Punkte abgegrast und so stand ein weiteres Highlight an - Okunoshima.

Eine ehemalige Giftgasproduktion, die mit Kriegsende stillgelegt wurde. Um zu prüfen ob nach Gefahrstoffe vorhanden sind wurden ein paar Hasen ausgesetzt. Als die nicht starben, wurde noch mehr ausgesetzt und diese haben sich entsprechend vermehrt.

Da sich auf der Insel keine Fressfeinde finden und hier im wahrsten Sinne Rudelbumsen angesagt ist, kommt es zu einer Vermischung der Hasenarten die einzigartig ist.

Heute ist die Insel ein National Park und verfügt über Hotel und Campingplatz.






































16GB Bildmaterial später verließen wir die Insel komplett euphorisiert, aber doch etwas gerädert, da über 32 Grad waren und so ziemlich kein Lüftchen wehte. 

Zurück in Hiroshima entdeckte Marie noch eine kleine Lokalität, die sich als wahrer kulinarischer Hochgenuss erweisen sollte, so gut, das wir am nächsten Morgen erneut da hin mussten ;)






Nach der angesprochenen Wiederholung des vorherigen Abends, ging es mit der örtlichen Straßenbahn gen Hauptbahnhof, wo erneut der Shinkansen ein letztes Mal auf uns wartete, bzw. wir auf Ihn, da wir unsere Pünktlichkeit einfach nicht geregelt bekommen ...

Hiroshima verabschiedete uns mit 94% Luftfeuchtigkeit und knappen 25 Grad - Osaka empfing uns mit 90 Litern Niederschlag pro Quadratmeter und ebenfalls um die 100% Luftfeuchtigkeit. Also Paddelboot raus und ab zum Hotel. Zu unserem Leidwesen checkte ca. 2 min vor uns eine Reisegruppe von Chinesen ein. Nach dieser Begegnung sind alle Wünsche jemals nach China zu reisen vom Tisch.

Da hat Manni aus der Eckkneipe aber den Knigge 1-2 mal öfter gelesen, als die Damen und Herren - Geruch, Lautstärke, Körpergeräusche um nur 1-2 Dinge zu nennen.

Egal, schnell eingecheckt und ab unter den inzwischen halbwegs blauen Himmel. Wir haben vorher von 1-2 Leuten gehört, Osaka sei eine lockere Stadt und etwas anders als Tokio beispielsweise. Absolut richtig, wie wir feststellen mussten, Osaka schaffte es nach ca. 1 Stunde zu nerven. Vorher waren die Menschenmassen und die Lautstärke kein Problem, aber hier nahm es Überhand. Im Laufe des Abends legte sich das Bild zwar wieder etwas, aber Osaka hat in mir alle Erwartungen die ich eigentlich an Tokio bezüglich Dreck, Lautstärke und Menschen hatte absolut erfüllt.








Die eine oder andere Spezialität wartet jetzt noch auf uns, ehe wir in knapp 20 Stunden im Flieger sitzen.

Wir hatten eine unglaublich schöne und überwältigende Zeit hier in Japan. Jegliche Bedenken bezüglich fehlender Sprachkenntnisse oder womöglich Angst vor den Menschen oder deren Gepflogenheiten sind unnötig, wie sich herausstellte. Natürlich lief nicht alles problemlos, aber man kam immer an sein Ziel und konnte sich mit jedem verständigen, notfalls auch mit Händen und Füssen.

Ähnlich wie wir es bereits im Oman erlebt haben, sind Japaner, zumindest die, mit denen wir zu tun hatten, ein unglaublich nettes Völkchen. Japan als Land bietet neben Tempeln und historischen Gebäuden, auch jede Menge neue und vor allem für den Durchschnittseuropäer andere Kultur, ganz zu schweigen vom teilweise köstlichen Essen.

So einfach wirst du uns nicht los, wir kommen wieder.

バイ