Nachdem wir die letzen 4 Tage im tiefsten Outback verbracht haben und so gut wie keinen Kontakt mit der Außenwelt pflegen konnten bzw. auch wollten, kommt hier der angekündigte Bericht.
Nachdem wir uns von Flipper und seinen Freunden verabschiedet hatten, führte unser Weg weiter gen Norden, wo uns das Paradies erwarten sollte. Mit relativ unschlüssigen Erwartungen fuhren wir in unsere Unterkunft in der Nähe von Omaruru, einer Gemeinde mit knapp 6000 Einwohnern.
Nachdem wir letztes Jahr die Unterkunft gebucht hatten, fand im Dezember 2017 ein Betreiberwechsel statt. Auf der Homepage der Lodge wurde viel geschrieben von Sterneküche, Weinkennern, Wellness etc und die Bilder zeigten wunderschöne Landschaften und Tiere. Kurzum, man kam sich fast verarscht vor, so nett und viel versprechend klang als dies.
Als wir am frühen Nachmittag an unserer Lodge ankamen, begrüßte uns direkt ein Gnu und schaute ein wenig verwirrt in der Gegend rum. Also Fotostop und noch ein wenig beobachten, ehe wir am Parkplatz der Lodge ankamen. Auch hier herrschte wie in den vorherigen Unterkünften ebbe bezüglich Gästen. Wie sich für uns herausstellen sollte allerdings zu unserem Glück.
Nach unserem Cocktail ging es zur Zimmerwahl, da wir freie Auswahl hatten, entschieden wir uns für eine Suite mit eigener Terrasse und Blick auf das hauseigene Wasserloch mit Beleuchtung. Geschenkt gibt es Leben bekanntermaßen nichts, aber für faire 20€ mehr die Nacht, haben wir uns gerne das Update zu unserem Standardzimmer gegönnt.
Ein wenig euphorisiert von dem netten Empfang und der schönen Umgebung haben wir erstmal einen kleinen Marsch durch das Farmgelände unternommen und direkt noch ein Impala getroffen, ehe wir eine kurze Abkühlung im Pool genossen. Wandern bei knapp 30 Grad ist eine Idee, die man relativ schnell verwerfen sollte ...
Am Abend kam dann die große Stunde von Ron, dem Koch. Wir hatten Anfangs ja etwas von Sterneküche gelesen, dass Ron allerdings tatsächlich nicht nur in einem Sternerestaurant gearbeitet hat, sondern sich auch einen eigenen Michellin Stern erkocht hatte, wurde uns direkt nach der Vorspeise klar. Oryx Carpacchio, gefüllte Zwiebel mit Dreierlei von Oryx, Gnu und Antilope sowie noch einigen anderen Leckerein luden direkt zum träumen ein.
Vollkommen begeistert von dem servierten Essen, wurden wir noch von Ron und Nicole zum gemeinsamen Abendtrunk ans Lagerfeuer geladen, wobei wir über Gott und die Welt sprachen und uns herzlichst amüsierten. Sie erzählten uns ein wenig über die Geschichte, wie sie zu der Lodge gekommen sind und was sie alles vorhaben bzw. auch schon umgesetzt haben. Zu Maries Vergnügen gesellten sich noch die Haushunde zu unserer gemütlichen Runde. Skylar, Bella und Buff - einer niedlicher als der andere.
Die Übernahme der Lodge durch Nicoles Eltern, war eine spontane Idee, während diese im April 2017 auf der Lodge bei den alten Besitzern Urlaub machten und hörten, es solle ein Käufer gesucht werden. Nicoles Mutter hatte laut den Erzählungen lediglich ein Bier zu diesem Zeitpunkt getrunken und meldete sofort Interesse an. Knapp 7 Monate später, war die Lodge in ihrem Eigentum. Ron und Nicole sagten auch sofort zu, ohne jemals vorher in Namibia, geschweige denn in Afrika gewesen zu sein. Mutiger Schritt, der sich aber scheinbar auszahlt, da alle Beteiligten hier mit einer Freude und Herzblut dabei sind, das es einfach nur Spaß macht deren Erzählungen zu lauschen und sie bei der täglichen Arbeit zu beobachten.
Am nächsten Morgen ging es um 6:30 mit Marcel, Nicoles Vater und Eigentümer der Lodge auf eine Pirschfahrt über das Farmgelände. Knapp 16.000 Hektar umfasst das Gelände und daran schließt sich eine weitere Farm an, mit nochmals knapp 44.000 Hektar, die allerdings den Nachbarn gehört, aber von Marcel mitgenutzt werden darf.
Marcel ist Anfang/Mitte 50, ehemals in der Stahlindustrie tätig und begeisterter Jäger. Er schwang sich mit uns in seinen umgebauten Toyota Jeep und führ knapp 3 Stunden durch die Gegend und wusste mit einer Freude über jedes Tier und jede Pflanze etwas zu erzählen. Wir hingen gebannt an seinen Lippen und sogen jedes Wort in uns auf, da er mit seiner ehrlichen Art einfach zu überzeugen wusste.
Er sagte uns im Voraus mehrfach, wir sollen uns keine große Hoffnung machen, überhaupt Tiere zu sehen, da es ein sehr großes Gelände ist und die Tiere stetig auf Wanderschaft sind. Nach knapp 30 Minuten begegneten uns allerdings bereits eine Herde Impalas und jede Menge Vögel. Wir genossen unseren Morgenkaffee beim Sonnenaufgang auf dem kürzlich errichteten "Kilimandscharo". Ein knapp 50 Meter hoher Hügel, der aus dem Abtrag eines angelegten Wasserloches aufgeschüttet wurde und als Aussichtsplattform dient.
Gestärkt nach Kaffee und Kippe, ging es raus in die weite Steppe, wo wir neben Impalas, Springböcken und Gnus auch einige andere Tiere antrafen, ehe sich am Horizont große schwarze Streifen abbildeten.
Irritiert von der großen Anzahl der Streifen, fuhr Marcel direkt in die Richtung und tatsächlich - es waren GIRAFFEN. Aber nicht nur 1 oder 2, nein gut 20 Giraffen sammelten sich in der Steppe um ihr Frühstück einzunehmen. Marcel konnte selber nicht glauben, dass wir so viele Giraffen finden würden, da er in den letzten Tage seine liebe Mühe hatte, überhaupt welche zu Gesicht zu bekommen.
Die Tour neigte sich dem Ende entgegen und wir fuhren zur Lodge zurück, wobei wir noch Säbelantilopen und weitere Tiere sahen. In der Lodge wurde uns noch Frühstück gereicht, ehe wir in unser Auto stiegen und uns Richtung Omaruru aufmachten. Wir spielten kurz mit dem Gedanken in den umliegenden Gebirgen wandern zu gehen, aber nach der Erfahrung des Vortages verwarfen wir diese fixe Idee und bestiegen stattdessen den Franketurm, knapp 20 Meter hoch - genug für uns Überflieger. Nach einem kleinen Abstecher in die örtlichen Lokalitäten, steuerten wir noch ein Kunstatelier an, wo Herero handgeschnitzte Kunststücke verkaufen. Einige Minuten in dem Laden vergingen, ehe ich eine mir bekannte Stimme am Eingang wahrgenommen habe - meine Kollegin aus Berlin stand in dem Laden, mitsamt Ihrer "Reisegruppe". Also noch kurz Smalltalk, ein wenig über die letzten Erfahrungen gelacht und geredet, ehe sich unsere Wege wieder trennten.
Wir mussten zurück zur Lodge, da Marcel uns erneut erwartete. Wir lassen uns ja nicht lumpen und haben neben der morgentlichen Pirschfahrt, auch den Sundowner gebucht. Also Sachen zusammen suchen und erneut raus in die Steppe, diesmal die andere Seite der Farm - was soll man sagen, wir werden neuerdings die Giraffenflüsterer genannt. Erneut trafen wir eine riesige Gruppe Giraffen, sowie allerhand andere Tiere an und begossen dann mit Marcel zusammen den Sonnenuntergang in Gesellschaft der Giraffen, mitten in der Steppe. Nur ein Wort - fantastisch!
Am Abend schlug erneut Rons große Stunde und er servierte erneut ein vorzügliches Essen, ehe wir zum Lagerfeuer wechselten und erneut noch 2-3 Stunden mit den Gastgebern tranken und uns unterhielten. Ron erzählte uns noch seinen Plan das erste Sterne Restaurant Afrikas zu eröffnen und was er dafür aktuell alles tut. Da der Stern vom Guide Michelin vergeben wird, gibt es aktuell ein akutes Problem. Michelin hat bisher keinen Guide für Afrika, daher kann man theoretisch auch keinen Stern erlangen, aber Marcel und Ron stehen sowohl mit Michelin, als auch dem Innenminister, sowie einigen anderen Leute in stetiger Verbindung und drehen dort was. Das wird hier scheinbar eine ganz große Nummer, hoffentlich mit Erfolg - wir werden es auf jeden Fall verfolgen und haben uns auch schon für das kommende Jahr angekündigt, da wir unbedingt sehen wollen, was hier alles passiert.
Am nächsten Morgen hieß es leider Abschied nehmen und so machten wir uns auf den Weg Richtung Etosha Nationalpark. Da Marie aber scheinbar partout nicht aus der Lodge abreisen wollte, hat sie ihr Ladegerät fürs Handy einfach mal da gelassen, so dass wir nach knapp 100 km umdrehen mussten und erneut die Lodge ansteuerten. Wiedersehen macht bekanntermaßen Freude ;)
Und ja wir mussten tatsächlich das Ladegerät holen, da Marie irgendson hightech Ladegerät hat, was man in Afrika, erst Recht in diesen Gegenden nicht zu kaufen bekommt ...
Auf Grund der ungeplanten Routenänderung steuerten wir direkt unsere neue Lodge an und vermieden jegliche weitere Aktivität und entspannten noch ein wenig, ehe es am nächsten Morgen direkt in den Etosha Nationalpark ging.
Um euch einen Eindruck über die Lodge zu machen, über die ich jetzt gefühlt eine Stunde schreibe, schaut euch doch einfach auch mal deren Seite an
www.onduruquea-lodge.com
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