Ach Wunder, Marie kann ja doch Karten lesen und so begaben wir uns doch tatsächlich gen Süden.
Nach einem Diabetiker unfreundlichen Frühstück bei der Bäckerei unseres Vertrauens ging es auf die Küstenautobahn, um nur wenige Minuten später wieder anzuhalten.
Das Kélonia war das Ziel unseres Stopps, eine Beobachtungsstation, die Schildkröten z.B. aufpäppelt und wieder auswildert. Sehr interessant, wenn auch 95% nur auf französisch beschrieben, die wichtigsten Punkte konnte man sich aber durchaus zusammenreimen.
Die West- und Südküste entlang vieler kleiner Ortschaften und Strandpromenaden, oder etwas, das durchaus mal eine werden könnte, führte uns Marie zur nächsten Unterkunft für die kommenden Tage. Ein Appartement mit Meerblick in dem kleinen verschlafenen Örtchen Langevin.
Da wir zeitlich gut unterwegs waren, entschieden wir uns noch als Einstimmung auf den kommenden Tag, zu einem kleinen Fußmarsch, quer durch die anliegende Ortschaft, mit dem Ziel dem Wasser so nahe wie möglich zu kommen, was sich aber als relativ schwer erwies. Die komplette Landschaft Reunions ist von Vulkanen und entsprechend steilen Küsten geprägt. Gesunde Füße oder zumindest ein Auto mit mindesten 75 PS sollten drin sein, sonst verkommt man irgendwann in seinem Nest, ohne Kontakt zur Außenwelt.
Eingestimmt und frohen Mutes klingelte am nächsten Morgen um 5:20 Uhr der Wecker, da wir als Ziel den Piton de la Fournaise auserkoren hatte. Der Vulkan ist knapp 2600m hoch und gilt als einer der aktivsten der Erde. Die letzte Eruption war am 11 August 2019. Die Anfahrt sollte trotz der geringen Weite von knapp 65km allerdings dann doch 2:45h dauern, da die Straßen teilweise nicht mehr als 30 kmh hergaben und die Infrastruktur der Insel chronisch überlastet ist. Mit Schulbeginn zwischen 7 und 8 Uhr herrscht quasi Stillstand auf der Insel, da an jeder Ecke ein Schulbus hält und den Verkehr entsprechend bremst.
Körperlich und seelisch bereits ein wenig belastet, sollte der spaßige Teil erst folgen.
Um auf den Gipfel des Vulkan zu gelangen bedarf es einiger Überwindung, also sowohl geistiger, als auch physischer seits.Wir hatten im Vorfeld zu der Tour einige Sachen gelesen und letzte Bericht stammte von einem Pärchen, die die Tour zum Gipfel und zurück in jeweils 1,5h geschafft haben wollen - mag ich bezweifeln aber gut, der Reihe nach.
Bevor es nach Oben gehen kann, muss es bekanntlich zunächst nach Unten gehen. 527 Stufen abwärts um in einem riesen großen Lavafeld zu stehen. Die Landschaft ist einfach atemberaubend.
Am Horizont ist der Vulkan, jedoch nicht seine Spitze zu sehen, es ziehen nach und nach Wolken auf und beglücken uns teilweise mit einem feinen Nieselregen. Diesen Wolken und dem verhangenen Blick wollten wir eigentlich entgehen, aber die oben genannte Probleme bei der Anfahrt durchkreuzten dies leider.
Nach einer ersten Orientierung steuerten wir direkt los. Laut Anschlag soll diese Strecke pro Route jeweils 2:45h dauern - das Schild ist mindestens von 2015 und seit dieser Zeit gab es mehrere Eruptionen was mit großer Sicherheit dazu führte, dass man ggf. diese Zeit einmal nachmessen sollte. Das Gleiche gilt auch für die Wegstrecke. Der Weg zum Gipfel wird lediglich durch weiße Farbpunkte am Boden gekennzeichnet, die irgendein armer Hilfsarbeiter in regelmäßigen Abständen dort tupfen muss. Querfeldein und nicht mit einem erkennbaren Sinn dahinter.
Nach knapp 6 Stunden, mehr als 12km über unebene und scharfkantigen Lavaresten, vielen schmutzigen Worten, Vorwürfen und Euphorie waren wir wieder am Auto angekommen.
Nun hieß es Wunden lecken - neben Sonnenbrand auf dem Handrücken?!? und wackligen Beinen lieferten wir uns einen Wettkampf im Jammern, wer die größeren Blasen an den Füßen hätte ... Gemäßen an der Anzahl: Ich - Gemäßen am Ausmaß: klarer Sieger Marie.
Der folgende Tag wurde vorrangig zur Regeneration genutzt, neben natürlich der einen oder anderen Wanderung ;)
Gestern setzten wir zur letzten Etappe auf der Tour de Reunion an und fuhren weiter nach Sainte-Anne im Osten der Insel. Eine Gegend, die durch Süßwasserbassins und Wasserfälle geprägt ist.
Auch hier standen wieder 1-2 kleinere Wanderungen an, bevor wir uns morgen zum Flughafen begeben und die gigantische Distanz von knapp 200km nach Mauritius hinter uns bringen ...
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