Dienstag, 27. September 2022

Zwischen Utrecht und Emden - 44 Tage Afrika Teil 2

Wo sich eben noch dicke Nebelschwaden durch das Dickicht zogen, wandern nun die ersten intensiven Sonnenstrahlen hervor und bereiten uns einen wunderschönen, aber zugleich auch unerwartet warmen Morgen. Der Blyde-River-Canyon und seine Umgebung wurde von uns ausgiebig erkundet und nach allen Möglichkeiten bestiegen, also Wandertechnisch ... So konnten wir ruhigen Gewissens unsere Sieben Sachen zusammen suchen und die Pferde gen Osten Richtung Kruger-National-Park satteln.

Der Weg führte uns durch beschauliche Dörfer - der Kolonialzeit geschuldet mit etlichen uns bekannten Städtenamen - mit abenteuerlichen Straßen und noch abenteuerlicheren Autofahrern, ehe wir zur Mittagszeit am Gate ankamen und einchecken konnten. 

Der bürokratische Kram hielt sich auch hier weitestgehend in Grenzen, lediglich die obligatorische Verzichtserklärung bezüglich Ersatzansprüchen bei Tod, Verlust oder Sonstigen Gegebenheiten, bedurfte mehrfachen Unterschriften ... man könnte denken, man ist in Amerika und der Inhaber des Parks (der Staat) möchte sich gegen alles und jeden absichern, weil er Angst vor potentiellen Klagen hat, weil einer betrunken von der Klippe gefallen ist oder einen Boxkampf mit einem Elefanten gesucht hat. Am Gate wurden wir noch einer "intensiven" Befragung unterzogen - "Drones?" "Firearms?" "Have Fun" ...

Tsendze Rustic Camp - so der vielversprechende Name unserer ersten Unterkunft. Innerlich freute ich mich bei den knapp 40 Grad Außentemperatur auf ein kühles Bier, aber nichts da ... Marie hatte andere Pläne, als direkt zum Camp zu fahren. Wir machten uns auf zur ersten Pirschfahrt durch den nördlicheren Teil des Parks - über Schotterpisten, abseits der geteerten Straßen, in der Hoffnung auf Tiere und keine Touristen.

Unsere Hoffnung sollte erhört werden und bereits nach kurzer Zeit standen wir in einer Herde Elefanten, die sich gerade an ihre Mittagsdusche machten - sie waren ebenso überrascht wie wir und da die Situation mit dem Ungetüm von Auto, was wir unter unserem Hintern haben, etwas beengt und unübersichtlich war, beschlossen wir lieber den geordneten Rückzug anzutreten. Im Verlauf des Nachmittags erkundeten wir weiterhin den Park und trafen neben weiteren Elefanten auch direkt Zebras, Giraffen, Paviane, Gnus und weitere Tiere an. Gegen 16:30 Uhr checkten wir am Camp ein und machten noch einen kleinen Abstecher zu einem Wasserloch in der Nähe, ehe es auf den Campingplatz gehen sollte. Das Fahren im Park ist lediglich in der Zeit von 6:00 - 18:00 Uhr erlaubt, weshalb wir etwas in Eile gerieten, da wir am Wasserloch jede Menge Elefanten antrafen und kurze Zeit später an einem weiteren Loch auch noch Löwen zu Gesicht bekamen. Kurzerhand entschlossen wir uns am kommenden Morgen direkt um 6 Uhr loszufahren und erneut die Strecke abzufahren, in der Hoffnung erneut die Tiere anzutreffen - weitestgehend auch mit Erfolg.









































Nachdem die Löwen nicht wie erhofft am Wasserloch anzutreffen waren, machten wir uns über die Nebenweg auf den Weg zu unserem späteren Camp, nicht ohne ein Nashorn am Horizont zu erblicken - als wir den Tipp auf "einige" Büffel erhielten, schlugen wir einen neuen Weg ein ... es war die Untertreibung des Jahrhunderts - urplötzlich standen wir zwischen mindestens 500 Büffeln, die die Straße belagerten und genüsslich ihrem Frühstück nachgingen. Kurze Zeit später lungerten dann tatsächlich Löwen am Straßenrand und wollten von uns fotografiert werden.








































Die kommenden Tage liefen letztlich nach dem selben Muster ab, gegen 6 Uhr fuhren wir los - verbunden mit der Hoffnung die eine oder andere Raubkatze zu sehen bzw. explizit Geparden - diese wurden Marie ja von der geschwätzigen Südafrikanerin in Botswana versprochen ... um es vorweg zu nehmen, die Frau hat gelogen, es gibt keine Geparden im Kruger ... zumindest haben wir keine gesehen und wir haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt ;)

Unsere zweite Unterkunft war das Camp Balule - etwas unübersichtlich, da die Stellplätze nicht gekennzeichnet waren, aber dafür mit Hyänenbesuch am Abend. Die dritte Unterkunft wurde das Camp Maroela - hier verbrachten wir direkt 2 Nächte, ebenfalls mit wiederkehrenden Hyänenbesuch und Löwengebrüll in der Nacht.







































































Die erste Enttäuschung bezüglich Unterkünfte erwartete uns dann im Süden des Park im Camp Lower Sabie - der Charm einer alten heruntergekommenen FDGB Ferienanlage im Zusammenspiel mit strömenden Regen. Um uns etwas aufzumuntern und vlt. doch die eine oder andere Raubkatze zusätzlich zu sehen, buchten wir einen Morning Drive - Treffpunkt 04:45 Uhr. Klitschnass und durchgefroren standen wir am verabredeten Treffpunkt um nur kurze Zeit später mitgeteilt zu bekommen, dass die Tour auf Grund des Regenfalls ausfalle ... dahin meine erhoffte Erholung und Selberfahren stand wieder auf dem Programm. Nach einigen Litern Kaffee schlug der Zeiger dann auch 6 und wir machten uns auf den Weg ... als ob Regen ein Grund für Tiere wäre sich nicht zu zeigen - scheinbar schon ... hatten wir in den Tagen zuvor deutlich mehr als 200 Elefanten, hunderte Zebras und Giraffen gesehen, freuten wir uns heute bereits über Impalas, die wir die Tage zuvor schon begannen zu ignorieren, da sie in einer Vielzahl an jeder Ecke vertreten waren. Zum Abend hin klärte der Himmel gelegentlich auf und auf den letzten Metern zu unserer letzten Unterkunft Berg-En-Dal, konnte ich noch ein Nashorn am Straßenrand erblicken. 

Erschöpft aber glücklich ließen wir den Abend mit den örtlichen Trinkern in der einzigen Lokalität vor Ort ausklingen, ehe der Wecker wieder um 04:20 Uhr klingeln sollte ... ganz ohne, dass ich einmal gefahren werde und nicht selber fahren muss, wollten wir den Park nicht verlassen und buchten erneut einen Morning-Drive. Diesmal fand er auch statt und bescherte uns neben Löwen auch noch 4 Leoparden, sowie eine neue Freundin für Marie - eine Mittfünfzigerin aus Südafrika, die scheinbar alleine reisen muss und einen enormen Mitteilungs- sowie Bewegungsbedarf hatte. Marie war verzückt von ihrer Anwesenheit und hätte sie am liebsten adoptiert um sie dann umgehend im Heim abzugeben ...















































Der Kruger bot uns die komplette Palette der Tierwelt, mit Ausnahme der Geparden und so haben wir das Ziel der Big Five bereits zeitnah erreicht und können hier unseren Haken ranmachen. Neben der enormen Tierwelt konnten wir noch eine weitere Erkenntnis gewinnen - Menschen sind die Lemminge ... Dachten wir anfänglich, dass der normale Parkbesucher nur anhält, wenn er eine Raubkatze oder so sieht, wurden wir unbeabsichtigt Zeuge von dem vollkommen willenlosen Rudelverhaltens der Besucher ... Auf einer relativ leeren Straße erblickten wir einen kleinen Kauz am Straßenrand im Baum und hielten an um diesem zu fotografieren ... innerhalb von 1-2 Minuten standen 5 weitere Fahrzeuge gebannt um uns herum und versuchten zu erkunden, was wir da sehen ... letztlich hätten wir auch einfach stehen bleiben können und mit dem Finger aus dem Fenster zeigen können, es hätten sich mindestens 3 Leute gefunden die auch anhalten und angestrengt nach Irgendwas am Horizont suchen.

Aus dem Kruger ging es nach Pongola - diese Stadt ist scheinbar für ihre Verkehrsunfälle bekannt, zumindest wenn man den Google Feed vertrauen darf - wir können dies bezeugen und wundern uns nicht über die scheinbar exorbitante Anzahl an tödlichen Verkehrsunfällen in der Gegend - Straßen die in anderen Ländern mit maximal 30 km/h befahren werden dürften, sind hier 120 km/h Autobahnen. Der Halt diente letztlich nur der Übernachtung ehe es in das Hluhluwe Game Reserve ging. Ein Park der sich dem Erhalt des Nashorns verschrieben hat - mit Erfolg wie uns bereits nach knapp 500m im Park bewusst wurde, als uns 2 putzmuntere Nashörner beim Schlammbaden am Straßenrand begrüßten. 





















Der Park bietet eine atemberaubend abwechslungsreiche Landschaft. Nachdem wir einige Höhenmeter mit unserem Monstertruck erklommen hatten und uns einen Überblick verschaffen konnten, bezogen wir am Abend unser Chalet für die kommenden 2 Tage. Chalet nannte es sich, tatsächlich war es ein Zelt, allerdings sehr nobel und abseits der anderen Gäste mit einem eigenen privaten Blick auf den Fluss, an dem uns auch gleich ein Nashorn begrüßte. Den kommenden Tag nutzen wir um auch noch die letzten Winkel des Parks zu erkunden, ehe wir zur Mittagszeit in der brütenden Hitze uns tief in die Augen schauten und beschlossen, dass es erstmal genug Tiere waren. Nach den letzten Tagen im Kruger und im Hluhluwe bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20km/h und dem ständigen Blick nach Links, Rechts und Geradeaus war die Luft und die Konzentration raus - es wurde Zeit für Abwechslung und so machten wir uns am kommenden Tag gen Westen Richtung Drakensberg auf, um neben den Augen auch einmal das faule Sitzfleisch etwas zu bewegen.

Wandern stand erneut auf der Tagesordnung, aber ähnlich wie bereits in Alaska vor wenigen Monaten, war uns der Wettergott nicht wohl gesonnen bzw. sehr gesonnen, da diese unaufhörlich schien und das Thermometer in den Morgenstunden bzw. im Verlauf des Vormittags bereits an den 30 Grad kratzte.

Nichtsdestotrotz schnürten wir die Stiefel und bestiegen einigen Berge im Royal Natal - gezeichnet von der Hitze und dem ständigen Alkoholkonsum der letzten Wochen, waren wir entsprechend gezeichnet, aber auch glücklich. Alkohol gehört hier irgendwie zum Lebensstil dazu, mussten wir feststellen - die Leute betrinken sich nicht fürchterlich und wirklich augenscheinlich Betrunkene sind mir bis auf 1-2 Ausnahmen keine aufgefallen, aber ein Wein oder ein Bier/Cider gehört hier einfach zum Ausklang des Tages dazu (wobei das Bier und der Cider oftmals "Lite" sind und 3% haben).























Heute wurde das Wetter wanderfreundlicher, allerdings bot unsere Zeit Planung wenig Spielraum für längere Wanderungen, sodass wir lediglich einen kleinen Abstecher im Golden Gate Park machen konnten, da wir noch weiter nach Bloemfontain mussten. 









Hier haben wir tatsächlich eines der ersten Male nicht das Gefühl ein absoluter Exot zu sein, weil wir als Weiße mit so einem dicken Auto aufkreuzen - wir haben bisher keine Probleme gehabt und die Leute waren auch immer nett zu uns, allerdings wurden wir auch immer etwas skeptisch beäugt, wobei mit einem Lächeln und einem freundlichen Gruß war in der Regel immer das Eis gebrochen - Bloemfontain zeigt erstmals das Südafrika wie wir es uns erhofft haben - eine kunterbunte Mischung durch alle Bevölkerungsschichten.

Morgen geht es weiter gen Westen, ehe es in knapp einer Woche nach Namibia zurück geht, für den letzten Abschnitt der Reise.

Fazit bis hier - über 6000km gefahren

Die Big Five in mehrfacher Ausführung gesehen 

Keine Geparden für Marie

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