Donnerstag, 13. Oktober 2022

Staatenlos in Afrika - 44 Tage Afrika Teil 3

Der letzte Abschnitt unserer Reise sollte uns zurück zum Beginn führen - nach Namibia - allerdings nicht direkt, sondern mit einem kleinen Umweg über den KTP "Kgalagadi-Transfrontier-Park". Knapp 38000 Quadratkilometer feinste Steppe und Düne. Das Gelände des Parks befindet sich überwiegend auf Südafrikanischen und Botswanischen Boden, bietet allerdings seit einigen Jahren auch die Möglichkeit nach Namibia überzusetzen. 

Aber vor dem einen Park ist vor dem anderen Park - da die Strecke von Bloemfontain zum KTP zu lang gewesen wäre, hatte Marie im Vorfeld noch den Mokala National Park als optimalen Zwischenstopp ausgemacht - über die schönste Schlaglochstrecke Südafrikas leitete sie uns auch zielstrebig dort hin.

Ein kleines Juwel mit einer überschaubaren Anzahl an Gästen, dafür aber mit einer Vielzahl an Tieren - so auch unseren ersten Springböcken. Unser Campingplatz befand sich direkt vor einem Wasserloch, an dem wir Zebras, Gnus, Schweine und weitere Tiere beobachten konnten. Negativ wurde der Campingplatz nur von einer Manguste getrübt, die mir mein Fleisch aus der Küche heraus geklaut hat und damit stiften gegangen ist - blödes Vieh.














































In den nächsten Nächten wurden wir mal wieder Zeugen von dem enormen Unwetterkünsten Südafrikas und so donnerte und blitzte es zwischenzeitlich so doll, dass Marie das Dachzelt räumte und sich auf die Rückbank des Autos verkroch. Neben ein paar nassen Socken ist aber nichts passiert.

Mit der Hoffnung auf besseres Wetter machten wir uns dann auf den Weg nach Westen zum KTP.

Bevor es allerdings in den KTP ging, mussten zunächst die Hälfte der Kalahari Wüste von Upington aus durchqueren ehe wir in den Morgenstunden am Eingang des Gates standen. Mit Einreise in den Park reist man augenscheinlich auch direkt aus dem Land aus, wenn man nicht vor hat am selben Tag den Park wieder zu verlassen und so befanden wir uns für die kommenden Tage im Reich der Staatenlosen ... das Ganze Procedere der Ein- bzw. Ausreise in den einzelnen Afrikanischen Staaten ist mehr als undurchsichtig und in der Regel mit Realsatire zu vergleichen ... so darf keine verpackte und verschlossene H-Milch aus Südafrika nach Namibia überführt werden, aber ca. 100km hinter der Grenze, kannst du genau diese dann wieder kaufen ... Unverpackter Käse, Butter oder andere Milcherzeugnisse darf man wiederum mitnehmen ... alles etwas eigenartig.

Der Park bot noch einmal eine nette Abwechslung zu den bisherigen Landschaften und wusste mit einem Wechselbad von blühenden und verdorrten Landschaften zu begeistern. Am Gate erhielten wir den Hinweis auf eventuelle Feuer auf Grund der Trockenzeit - diese wurden auch tatsächlich zeitnah sichtbar und so fuhren wir durch den einen oder anderen brennenden Abschnitt. Die Tiere ließen sich davon nicht wirklich irritieren und so trafen wir regelmäßig Oryx, Gnus und andere Vierbeiner an. Die Erste Nacht verbrachten wir im Westen des Parks im Kalahari-Tented Camp. Bei der abendlichen Beobachtung des Wasserlochs von unserer Terrasse konnten wir Schakale und African Wild Cats begrüßen. Am nächsten Morgen ging es in den Süden nach Twee Rivieren - einer Art Sammelcamp für alle Camper Südafrikas ... der Platz in der prallen Sonne und ringsherum laute und aufgeregte Menschen ... da die Außentemperatur quasi nichts zuließ, verkrochen wir uns in den kleinen Flecken Schatten an unserem Auto und haarten den Abendstunden entgegen, in der Hoffnung auf ein wenig Abkühlung. Die Motivation nochmal los zu fahren und nach Tieren zu schauen war sehr gering, allerdings konnte ich Marie mit meiner Argumentation einer Klimaanlage im Auto die Fahrt dann doch schmackhaft machen - GOTT SEI DANK!

Auf dem Rückweg zum Camp sollte uns endlich ein Gepard über den Weg laufen und Maries Tierwunschliste vervollständigen. Euphorisiert und körperlich am Ende wurde der Abend bei 1-2 Kaltgetränken beendet, ehe es am kommenden Morgen gen Norden nach Nossob ging.
























Ein Camp mitten im Nirgendwo, was ein wenig auf Luxus machen will, dies aber nicht so richtig hinbekommt. Die Hitze des Vortags hielt an und so war heute relaxen auf der Terrasse, abseits des Camps angesagt, da dort scheinbar Kindergeburtstag gefeiert wurde und entsprechend die Lärmbelästigung ausfiel.

Nächsten Morgen machten wir noch eine kleine Ausfahrt und konnten in der Ferne einen Geparden mit Kindern beobachten, die gerade etwas gerissen hatten. Die Straßenverhältnisse machten eine ruhige Beobachtung allerdings etwas schwer, weshalb wir zeitnah den Weg zu unserer nächsten Unterkunft antraten. Hier sollte ich nochmal in den Genuss des Tiefsandfahrens kommen. Das Camp liegt mitten in einer vertrockneten Salzpfanne hinter Dünnen. Der Weg zeichnete sich streckenweise doch als etwas anspruchsvoller ab und so musste die eine Dünne im zweiten Anlauf mit reichlich Schwung genommen werden. Maries Begeisterung für die Strecke hielt sich stark in Grenzen, allerdings entschädigte das Camp vollends für den beschwerlichen Weg. 4 kleine Hütten und eine Gemeinschaftsküche - mitten im  Nirgendwo.










Am Abend konnten wir die besagten Buschbrände am Horizont sehen - beeindruckend, allerdings auch ein wenig beängstigend - eine Gefahr für uns bestand allerdings nie.

Die letzte Unterkunft führte uns zurück in den Westen des Parks nach Urikarus - ein Container auf Stelzen, abseits jeglicher Zivilisation. Mit einem unverbauten Blick auf ein kleines Wasserloch konnten wir hier neben erneut einigen Schakalen auch einen Cape Fox erblicken.

Nach einer abschließenden Runde durch den Park, fuhren wir nach Mata Mata um nach Namibia überzusetzen und endlich wieder Teil irgend eines Staates zu sein. 


























































Die Grenzkontrolle in Namibia war an Unfreundlichkeit und Demotivation kaum zu übertreffen und man fühlte sich direkt heimisch.

Die Grenzbeamtin fragte, wann wir ausreisen und wir teilten ihr den 13.10.22 mit, woraufhin sie in den Pass ein Visum bis zum 30.10.22 eintrug und uns mit großen Augen anguckte und den Pass rüberreichte. Unsere Reaktion darauf war ein kurzes Schulterzucken und ein wenig Ratlosigkeit, da wir nicht wussten was sie von uns will und warum sie uns so erwartungsvoll anschaut. Sie rückte aber auch nicht damit heraus was sie eigentlich von uns wollte und verwies uns dann aus dem Büro, nachdem wir scheinbar nicht die erhoffte Reaktion gezeigt hatten ...

Zwischenzeitlich wurde draußen unser Auto mit einer "Desinfektionslösung" eingesprüht - das Auto sah danach aus, als habe jemand literweise Salzwasser auf ihm verteilt ... Es wurden erneut die Daten die bereits 5 Minuten vorher erfasst wurden erfragt und auf einer separaten Liste eingetragen und dann durften wir endlich durchstarten. Nachdem es im Park kein Wasser zu kaufen gab, führte uns der erste Weg auf einen kleinen Bauernhof, der mit einem Coffeeshop am Straßenrand warb.

Nach kurzer Stärkung fuhren wir zu unserer Unterkunft - ganz nett, aber nicht wirklich nennenswert, bis auf den View Point auf einer Düne, von dem man den Sonnenuntergang beobachten konnte.

Am Nächsten Morgen brachen wir Richtung Grünau auf oder besser gesagt in den Fish River Canyon - den zweit größten Canyon der Welt. Atemberaubende Aussichten und eine nette Unterkunft erwarten uns hier. Im Laufe des Nachmittags gesellte sich ein neuer Bewohner zu uns - eine kleine Katze die unser Auto so spannend fand, dass wir zwischenzeitlich Angst hatten, dass wir sie mitnehmen müssen.































Verschreckt von der Menge der Menschen die wir unterwegs antrafen, musste die logische Konsequenz die Flucht in eine Geisterstadt sein - kurz vor Lüderitz befindet sich die ehemalige Minenstadt Kolmanskuppe. Bis in die 1930er Jahre wurden hier Diamanten gefördert - als der Abbau langsam versiegte, zog man weiter gen Süden und überließ die Stadt der Wüste.















































Entlang der Südbahnstrecke von Lüderitz Richtung Keetsmanshoop liegt das kleine Örtchen Aus. Bekannt für seine Wüstenpferde - ein Überbleibsel der deutschen Schutztruppen aus Kolonialzeiten. Hier bezogen wir etwas Abseits unsere Unterkunft und genossen die himmlische Stille.




Langsam beschlich uns bereits ein wenig Wehmütigkeit, sollte die Reise sich doch langsam dem Ende zu neigen.

Aber um die Wehmütigkeit noch ein wenig zu steigern verschlug es uns in das Tsauchab River Camp - irgendwo im Nirgendwo schlugen wir hier an einem kleinen vertrockneten Bachlauf unsere Zelte auf und genossen das Leben. Der eigentliche Plan die Umgebung per Fuss zu erkunden, musste aber dem Wetter geschuldet zeitnah verschoben werden, da uns bereits um 10 Uhr knappe 38 Grad auf dem Thermometer anlächelten.









Der letzte Streckenabschnitt sollte noch Einmal eine Belastungsprobe für unsere Reifen werden - hatten wir doch bis hier über 8000km ohne Reifenpanne hinter uns gebracht, wollte es die Zufahrtsstraße zum Rooiklip Felsencamp nochmal wissen - aber dem fahrerischen Können geschuldet, passierte nichts mit den Reifen und wir kamen unbeschadet an unserer letzten Camping Unterkunft an. Hier sollte sich doch tatsächlich das Problem des ersten Abends in Namibia wiederholen - das Feuerholz wollte nicht brennen und so mussten wir letztlich doch mit Dosengemüse und Reis vorlieb nehmen ... wobei unser Verlangen nach Grill und Feuer nach knapp 6 Wochen aber auch sehr gering war.








Die Rückfahrt nach Windhoek zeigte uns nochmal eine der schönsten Straßen Namibias - zumindest von weiten, da wir auf der Rumpelpiste fuhren und mit jedem Schlagloch die Sorge um das ständig klappernde Auto stieg - aber letztlich verlief auch hier alles ohne Probleme und nach einem kurzen Abstecher nach Windhoek gaben wir am Nachmittag den Wagen nach 9930km ohne Schaden oder Panne, dafür aber mit vielen tollen Eindrücken zurück.

Den letzten Tag in Namibia verbringen wir jetzt noch auf einer Farm zwischen Windhoek und Flughafen und als ob wir es wussten, haben wir uns scheinbar eine Unterkunft ausgesucht, die den Abschied leichter macht - wieder etwas mehr Schein als Sein und irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes ... umso schöner das es nur 133 Tage bis zum nächsten Abenteuer sind ...

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