133 Tage nach unserem Kurztrip auf den afrikanischen Kontinent, steht ein neues Abenteuer auf dem Programm - Costa Rica.
Freudig wie der Sozialhilfeempfänger am ersten des Monats, erwachten wir am Donnerstag um Punkt 3 Uhr in der Früh, um uns auf den Weg zum Flughafen zu machen. Wobei freudig relativ ist, zumindest in Maries Fall, da sie sich am Vorabend noch die Reise ins tiefste Ostdeutschland ans Bein gebunden hatte, um ihrem Verein die Daumen zu drücken und entsprechend spät erst wieder Zuhause war. Würde mir nicht passieren, schließlich lege ich meinen Urlaub so, dass ich entscheidende Spiele meines Vereins in anderen Ländern oder im Flugzeug miterleben darf - funktioniert aber 1a, wie die Jungs erneut gegen Ajax bewiesen haben...
Also Sachen zusammen sammeln und rein ins UBER - und wir haben tatsächlich den einzigen UBER Fahrer der Welt gefunden, der sich strikt an jegliche Verkehrsregeln inklusive Tempolimits hielt ... Unsere Zeitkalkulation büßte somit 10-15 min ein, aber gut.
Einchecken am BER lief problemlos, wenn auch vlt etwas schleppend, was sicherlich der Uhrzeit und den teilweise etwas weltfremden Fluggästen geschuldet war - wie es nicht funktioniert, sollten wir ca 3 Stunden später in Paris erfahren.
Der Zubringer Berlin - Paris läuft, der Wechsel des Terminals in Paris wiederum nicht. Geschlagene 2 Stunden dauerte die automatische!!! Passkontrolle, da die feinen Damen und Herren für Europäer tatsächlich nur eine funktionierende Maschine hatten. Für Amerikaner, Kanadier und Briten wiederum 3 ...
Entsprechend war die Stimmung unter den Wartenden und wir durften ungewollt mit Spaniern, Italienern und Franzosen Kontakt knüpfen, da diese penetrant aufdringlich waren und drängelten. Zwischenzeitlich musste man Angst haben, dass sie den Copperfield Trick mit der Chinesischen Mauer mit einem versuchen und durch einen hindurch gehen. Scheinbar haben die die letzten 3 Jahre im Keller verbracht und die Sache mit dem Abstand irgendwie verpasst - es lag definitiv nicht an unserer weltoffenen und zutraulichen Art.
Im Flieger zog sich das Verhaltensmuster durch und ich fand reichlich neue Freunde ...
Die Einreise nach Costa Rica gestaltete sich ähnlich ... In Summe kann man nur jedem empfehlen, der sich über den BER aufopfert, einmal Charles de Gaulles Terminalwechsel + Einreise Costa Rica zu buchen, dann weiß er wie gut es ihm am BER geht.
Nach fast 24 Stunden Reisezeit, hatten wir unsere erste Unterkunft endlich erreicht, etwas im Norden von San Jose gelegen, ein kleines Refugium mit reichlich Botanik.
Dieser schenkten wir aber erst am nächste Morgen Aufmerksamkeit, da es mich dürstete und eine leichte Bettschwere ebenfalls ihre Ankunft ankündigte.
Bei ungewohnten 20 Grad während der Nacht und ein wenig Jetlag fiel die Nacht doch kürzer aus, aber da hier die Sonne bereits gegen 5 Uhr aufgeht, nutzen wir die Zeit vor der Weiterfahrt und erkundeten zunächst noch den Garten unserer Unterkunft.
Gut gestärkt stürzten wir uns in die morgendliche Rushhour, denn unserer Weg sollte uns gen Osten an die Karibikküste nach Cahuita bzw. Porto Viejo führen. Die Fahrt kostete einige Nerven, da das komplette Straßennetz scheinbar aktuell grundsaniert wird und quasi nur aus einer Spur besteht. Generell machbar, allerdings nur, wenn die anderen Verkehrsteilnehmer sich drauf einlassen, was bei den Kumpels hier eher seltener der Fall ist. Wieviel Autos passen parallel auf eine Spur? Richtig mindestens 2,5 ...
Gute 250km bzw. ca. 6 Stunden nach Abfahrt waren wir an unserer Unterkunft für die kommenden Tage angekommen.
Nach dem Bezug unserer Unterkunft, führte der erste Weg direkt an den örtlichen Stand - den Playa Negra - der Name ist auf den vulkanischen Sand und der damit verbundenen schwarzen Färbung zurückzuführen.
Nachdem es den ganzen Tag bereits bedeckt war bzw. teilweise auch etwas regnete, öffneten sich am Abend jegliche Schleusen und sorgten für eine Erfrischung der natürlichen Art.
Nachdem wir den Abend in einem örtlichen Soda bei guter Hausmannskost haben ausklingen lassen, machten wir uns am folgenden Morgen in Herrgottsfrühe in den Cahuita Nationalpark auf, in der Hoffnung ein Paar Tiere zu sehen.
Der Wunsch nach Tieren wurde uns erfüllt und so liefen uns 2-3 Waschbären, sowie Tukane und ein Faultier über den Weg. Faultiere sollten in den nächsten Tagen auch unsere ständigen Begleiter werden, denn gefühlt egal wo wir auftauchten, waren auch Faultiere da.
Nach der durchaus anstrengenden Wanderung durch den Cahuita Nationalpark bei knapp 30 Grad, wurde es zeit für das Beauty Programm - Innen und Außen quasi.
Auf der zwischenzeitlichen Suche nach einem neuen Strand, liefen uns noch weitere bis dahin unbekannte Waldbewohner über den Weg.
Da der vorletzte Morgen in Porto Viejo mit Regen drohte, entschlossen wir uns dem Jaguar Rescue Center einen Besuch abzustatten - eine Tierauffangstation mit dem Ziel verwundete Tiere nach Möglichkeit wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. Nach einer durchaus interessanten Tour durch eine der freiwilligen Helfer:innen, durften wir noch Bekanntschaft mit einem Faultier machen, was vom Baum gefallen ist und seit dem etwas "besonders" ist. Leider hat der Sturz vom Baum bleibende Schäden hinterlassen und so muss das Tier dauerhaft beobachtet werden, da es sonst elendig sterben würde ...
Den letzten Abend in dem kleinen Hippie-Dorf Porto Viejo ließen wir entspannt und zunächst trocken ausklingen, ehe auch hier wieder der all abendliche Regen einsetzte. In Summe kann man jedem, der entspanntes Karibikfeeling, gemischt mit Hippies und Lebenskünstlern sowie guter Küche erleben möchte, Cahuita bzw. Porto Viejo nur wärmstens empfehlen. Für uns war es der perfekte Start um im costa-ricanischen Lebensstil anzukommen - Pura Vida!
Unser Ziel für die nächsten Tage ist La Fortuna am Gipfel des Vulkan Arenal - der wohl zweitsymmetrischste Vulkan der Welt, nach dem Fuji.
In Japan war uns das Glück damals nicht allzu holt und wir konnten den Kollegen Fuji nur relativ beschränkt begutachten, da er sich in einen Schleier aus Nebel legte - also Daumen drücken, dass der Arenal etwas zeigefreudiger ist.
Nach guten 6 Stunden Fahrt auf einer durchgehenden Baustelle von Porto Viejo nach Fortuna, sollte sich zeigen, dass neben blutunterlaufenen Fingernägeln nichts weiter zu sehen war - das Daumendrücken war vergebens, der Arenal zeigte sich ähnlich prüde wie der Fuji damals.
Aber von sowas lassen wir uns natürlich nicht unterkriegen und so beschlossen wir dem örtlichen Bogarin Trail einen Besuch abzustatten. Neben reichlich Vögeln (Maries neue Obsession ...), gibt es hier natürlich auch wieder Faultiere und so sollte es nicht lange dauern, bis das erste Tier vor unsere Linse kroch.
Am Abend erkundeten wir noch Fortuna. Nachdem angekündigt wurde, der Ort wäre relativ amerikanisch, waren die Erwartungen nicht allzu hoch, wobei es nicht so schlimm war wie erwartet, lediglich die "Salsa-Live-Band" enttäuschte etwas, nachdem sie statt Salsa auf Rock/Pop Cover der 60/70er Jahre umsatteln mussten, um dem besoffenen amerikanischen Pöbel zu gefallen ...
Neuer Tag, neue Chance für den Arenal dachten wir uns und fuhren zum Mistico Park am Arenal See, in der Hoffnung einen freien Blick auf den symmetrischen Körper zu erhaschen.
Freizügigkeit war weiterhin nicht zu verzeichnen und so wanderten wir durch den Park und seine knapp 20 Brücken, inklusive einiger abenteuerlicher Hängebrücken, auf der Suche nach Ersatzbefriedigung.
So ein Ausflug in die Natur lädt ja gelegentlich auch zu Sozialstudien ein, so auch dieser bzw. generell die letzten Tage. Der erfahrene Wanderer weiß es sowieso, aber selbst der gelegentliche Spaziergänger kennt es auch - ist man auf Wanderwegen unterwegs, grüßt man entgegenkommenden Personen entsprechend in der Landessprache - funktioniert mit 9 von 10 Nationen, mit Ausnahme von Amerikanern, diese sprechen stumpf immer und überall Englisch und haben nun von Marie das Kürzel "Good Morning People" erhalten.
Neben der Unfähigkeit zu Grüßen und/oder in der Landessprache zu kommunizieren, gibt es natürlich noch die Menschen, die unfähig sind sich in ein Sozialgefüge einzufügen, sobald sie in einer Gruppe sind - hier zu erwähnen Franzosen. Treten in kleineren Gruppen - 4-8 Personen auf und halten den kompletten Verkehr auf, da sie sich spontan auf engen Brücken oder Pfaden über das Wetter unterhalten müssen.
Das schüchterne Biest ...
Nachdem der Arenal auch nach der Hängebrückentour weiterhin schüchtern war, fuhren wir erneut zum Bogarin Trial um nach weiteren Vögeln Ausschau zu halten. Begrüßt wurden wir auch hier wieder von einem Faultier.
Zurück am Startpunkt hörten wir auf einmal herzerweichende Schreie, die uns etwas bekannt vorkamen. Im Jaguar Rescue Center hatten sie uns das Geschrei von Faultierbabys vorgespielt - und es war genau dieses Geschrei, was wie hier hörten. Ein kurzer Rundumblick offenbarte, dass die Faultiermutter ihr Junges scheinbar verloren hatte und so hing das Jungtier nun am Fuße des Baumes und schrie wie am Spieß. Die Reaktion der Mutter auf das Geschrei kann wohl in schlechten Fällen bis zu 3 Tage dauern, da sie auf dem Weg nach Unten durchaus vergessen kann, warum sie eigentlich runter wollte ...
Mutter und Kind sind wieder vereint.
Mit dem Happyend soll es zunächst genug von dem Unsinn sein, wie Marie es doch so treffend bezeichnet - wir haben Durst und Hunger und werden das nächst gelegene Soda aufsuchen.
Salud!
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