Freitag, 29. Dezember 2023

Besser spät als nie ...

Später ist jetzt … habe ich vor gut einem Monat noch angekündigt den letzten Teil der Reise zu posten, fiel mir heute früh beinahe die Zigarette in mein Bier, beim Blick auf meinen Outlook Kalender im Büro … guter Monat inzwischen vergangen, na hoffentlich kann ich mich noch erinnern.

Der krönende Abschluss der Reise führte uns auf die Insel Isabela – mit Abstand die Größte des Archipels.


6 Vulkane bilden mehr oder minder den Lebensraum – also eher minder, da mit knapp 2000 Bewohnern die Insel sehr dünn besiedelt ist. Wie auch auf anderen Inselteilen, hatte sich der Amerikaner hier im Laufe des Zweiten Weltkriegs eine kleine feine Armeebasis eingerichtet und diese dann nach Kriegsende als Strafgefangenenlager umfunktioniert, in dem vermeintliche Schwerverbrecher inhaftiert wurden. Was man halt so macht als Menschenfreund …

Puerto Villamil ist als Hauptstadt der Insel zu sehen und sollte auch unsere Heimat für die letzten Tage werden. Nach einer erneut sehr welligen Überfahrt von Santa Cruz mit dem uns bereits bekannten Schnellboot erreichten wir am Abend den Hafen.

Hunger und Durst trieben uns relativ schnell in die Stadt hinaus, wobei Stadt vlt zu viel gesagt ist. Ein etwas undurchschaubares System aus Einbahnstraßen und eine knapp 500m lange Strandpromenade bilden quasi das Epizentrum der Stadt. Hier wird definitiv keine Hektik aufkommen.

Auf Grundlage der wie immer gut vorbereiteten Recherche von Marie machten wir uns auf die Suche nach einem Tourenanbieter, da wir einen fahrbaren Untersatz für unsere geplanten Erkundungen in den nächsten Tagen benötigten. Die Ziele sollten Tuneles und Tintoreras sein.

Da es doch schon etwas später war, hatte die erste angesteuerte Agentur bereits geschlossen und so zogen wir weiter und wurden kurze Zeit später von einem sehr engagierten und sympathischen Geschwisterpaar vor einer Agentur angesprochen. Nachdem sie uns mit ihrer Art und dem erstaunlich guten Englisch überzeugten bei ihnen zu buchen, strahlten ihre Augen so, wie es sonst nur noch beim Uranabbau vorkommt.

Der Buchungsprozess war dann etwas chaotisch, da die Kids scheinbar für ihre Mutter eingesprungen sind und nicht allzu souverän wirkten, wobei sie aber alles mit einem Lächeln und 1-2 flotten Sprüchen doch irgendwie gemeistert bekamen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir dann unsere Bestätigung für die kommenden Tage. Leicht amüsiert, aber auch etwas unsicher, ob es tatsächlich alles so klappt, wie wir es gebucht haben, verließen wir den Laden und führten die Erkundung der Stadt fort. Wobei die Verunsicherung sich in Grenzen hielt, da wir es für relativ unwahrscheinlich hielten, dass die beiden Kids mit ihren neuen „Reichtümern“ im von Wert von knapp 100€ das Land verlassen würden und ein neues Leben auf einer entfernten Karibikinsel beginnen.

Da Isabela weniger für seine Badestrände, als für seine Landschaft bekannt ist, entschlossen wir uns die Gegend am nächsten Tag mit dem Fahrrad unsicher zu machen – super Plan bei knapp 28 Grad und strahlender Sonne … handelt sich wie gesagt ja um eine Vulkaninsel, demnach auch kein flaches Land, aber wir wollten es ja nicht anders.












Mehrere Kilometer über Sand, Stock und Stein später erreichten wir die Mauer der Tränen – eine aus Vulkangestein von ehemaligen Inhaftierten des Strafgefangenenlagers gebaute Mauer. Die knapp 25m hohe Mauer wurde ohne jegliche technische Hilfe, mit reiner Muskelkraft erbaut und kostete wohl mehrere tausend Menschenleben. Nach kurzer Erkundung der Mauer und den Ruinen des Lagers bzw. was davon noch übrig war, wollten wir uns zurück Richtung Wasser begeben, da inzwischen eine Affenhitze war und eine Erfrischung uns gut zu Gemüte gestanden hätte – wurde aber nichts draus, da der Weg zurück zum Fahrrad von einer Riesenschildkröte blockiert wurde, die keinen Anschein machte, auch nur einen Zentimeter vor oder zurück zu rücken.







Nach einer akrobatischen Kletterpartie an den Hängen, vorbei an der Schildkröte, erreichten wir wieder unsere Fahrräder und machten uns zum gemütlichen Teil des Tages auf - ein kühles Bier am Strand.


Die weißen, kilometerlangen Strände laden dazu ein den Blick schweifen zu lassen und sich der Frage nach dem Sinn des Lebens zu stellen. Ist eher was für Leute bei den Paprika Edelsüß doppelt brennt, wir sind da etwas pragmatischer veranlagt und richten unseren Blick eher auf eine gute Lokalität mit kaltem Bier und guten Essen.

Auch auf Isabela gibt es natürlich die Klassiker der ecuadorianischen Küche – Reis mit Bohnen. Wahlweise auch Bohnen mit Reis.

Am nächsten Morgen stand unsere erste gebuchte Tour an – Tuneles 7:30 Uhr – so der Vermerk auf der Buchung. Das Pünktlichkeit nicht das Steckenpferd der Ecuadorianer ist wussten wir ja, weshalb wir uns zunächst auch nichts weiter dachten, als bis 8:00 Uhr keiner den Anschein machte uns abzuholen. Unsere Gastgeberin wirkte deutlich aufgeregter als wir und gab uns in einem spannenden Mix aus Spanisch und Englisch zu verstehen, wir mögen ihr die Nummer der Agentur geben, damit sie dort anrufen kann. Ca. 15min später stand auf einmal im Schlepptau seiner Mutter der Junge aus der Agentur vor uns und sollte zu Kreuze kriechen, da der die Tourdaten augenscheinlich verwechselt hatte. Statt Tuneles um 07:30 Uhr stand heute also Tintoreras um 09:40 Uhr auf dem Plan. Uns sollte es letztlich egal sein, Hauptsache wir bekommen was zu sehen. Letztlich trat der Junge nur den Beweis an, dass Kinderarbeit nicht zwangsläufig produktiv und sinnvoll ist.

Las Tintoreras, eine kleine Inselgruppe vor der Küste Puerto Villamil. Die Überfahrt dauerte keine 10 Minuten und neben uns, fanden sich noch 6-7 andere Teilnehmer auf dem Boot ein. Neben den uns bereits gut bekannten Seelöwen und Echsen sind hier Pinguine und Weißspitzen-Riffhaie, sowie Tigerhaie beheimatet. Zu Beginn erkundeten wir die Insel zunächst zu Fuß, ehe es ins Wasser gehen sollte um einen Blick in die Unterwasserwelt zu werfen. Hier fielen leider erneut 1-2 Teilnehmer etwas negativ auf, da sie scheinbar mit dem Element Wasser nicht allzu vertraut waren und in dem teilweise sehr seichten Wasser fast ertranken …












Auf der Insel konnten wir noch den einen oder anderen Hai erblicken, im Wasser war von ihnen dann leider nichts mehr zu sehen, generell hielt sich die Sicht doch stark in Grenzen, da der Wind ganz schön blies und entsprechend unruhig war auch die Unterwasserwelt.

In den kommenden Tagen standen irgendwelche Feierlichkeiten an, weshalb sich ein nettes abendliches Ritual für uns etablierte. Auf dem örtlichen Marktplatz trafen sich jeden Abend eine kleine Gruppe Jugendliche, die scheinbar bei den anstehenden Feierlichkeiten einen Auftritt haben sollten und diesen jeden Abend im Park probten. Sehr unterhaltsam, wenn auch ein wenig monoton, da die gesamte Nummer aus 3 Liedern bestand, die in Dauerschleife liefen.



Unsere zweite Tour führte uns zu Los Tuneles - einer knapp 45 minütigen Bootstour entfernten Lavaformation an der Küste der Insel Isabela. Neben Blaufußtölpeln findet man hier Haie, Seelöwen, Pinguine und Schildkröten.

Auch heute war der Wind etwas stärker, was zu einer relativ holprigen Überfahrt führte - glücklicherweise befand sich der Schnorchelpunkt, aber in einer kleinen ruhigen Bucht und so konnten wir auf dieser mehrstündigen Tour mit ruhigen Gewissen die komplette Unterwasserwelt erkunden. Auch hier waren wir natürlich nicht alleine, wobei unsere heutigen Mitstreiter doch zu der deutlich angenehmeren Art gehörten.






















Nach der kräftezehrenden Schnorcheltour, waren wir gezeichneter als jeder Marvel Comic, erkundeten aber dennoch ein wenig die Landschaft und trafen noch auf einen Blaufußtölpel der Ausschau nach einer Braut hielt.  

















Die letzten Tage auf Isabela verbrachten wir auf der Suche nach neuen kulinarischen und Landschaftlichen Highlights. Angeblich sollten hier 2 Seen mit einer relativ großen Flamingo Population existieren. Wir konnten zwar 1-2 Flamingos erblicken, allerdings handelte es sich nicht wirklich um Seen, sondern mehr oder weniger um eine dreckige Kloake. Teilweise war es schon ernüchternd zu sehen, dass man mitten in einem Nationalpark ist und Einwohner und Gäste sich einen Dreck dafür interessieren und ihren Unrat in die Ecke feuerten.




















Bei der Erkundung der Insel tat sich dann noch eine alternative Spielstätte für Union auf, falls es endlich mal mit dem Abstieg klappt - von der Anreise auch nicht beschissener als nach Charlottenburg zu fahren und eigentlich das perfekte Objekt für den gemeinen Unioner - machste noch kurz nen Arbeitseinsatz für die Fans, schon sind alle wieder glücklich und medial fängst du dir auch noch schnell was ein ... DFL Vermarktung neu gedacht quasi - Aki Watzke wäre stolz ...










Die letzten Stunden auf Isabela verbrachten wir am Strand, da scheinbar der Wind drehte und eine Unmenge von Fischen Richtung Ufer trieb, was ebenfalls Pinguine, Seelöwen und Pelikane anlockte und wir waren quasi mittendrin.



















Am späten Nachmittag ging es zurück nach Santa Cruz, da der Rückflug immer näher rückte - also wieder rein in die motorisierte Sardinendose und rübergemacht.



Santa Cruz kannten wir ja nun eigentlich schon zur Genüge und ließen wir bei leicht bedeckten Himmel den Tag am Strand ausklingen bzw. Abends an der Bar ausklingen, ehe wir am kommenden Morgen bei Zeiten aufbrechen mussten, um zum Flughafen zu gelangen. Unser Taxifahrer hatte es scheinbar eilig und fuhr wie der letzte Henker bei knapp 3 Meter Sichtweite und ordentlich Nebel, aber was solls wir hatten ja quasi alles gesehen und würden nichts mehr verpassen ...





Der Rückflug von Santa Cruz nach Guayaquil verlief erstaunlich problemlos und bis auf eine Deutsch/Österreichische Reisegruppe, die augenscheinlich nicht einmal ohne ihren Guide in der Lage waren das Klo aufzusuchen, gab es nichts zu berichten. Da wir etwas mehr Puffer zwischen unserer Ankunft in Guayaquil und dem Anschlussflug nach Amsterdam bzw. Berlin eingeplant hatten, nutzten wir diesen für eine gepflegte Henkers bzw. Abschiedsmahlzeit. Und was sollte es anderes als Reise und Bohnen sein - super Plan wenn man danach 13 Stunden in nem Flieger sitzt.

 Freundlicherweise tauchte knapp 1,5 Stunden vor Abflug wieder die Schulklasse vom Hinflug auf und verbreitete eine gewisse Unruhe, die mich umgehend zum nächsten Bierausschank führte, ehe wir die Rückreise nach Berlin antraten.

Nach einem sehr spanischsprachlastigen Jahr 2023 werden wir kommendes Jahr mal wieder der Zeit voraus fliegen und uns gen Osten orientieren.


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