Die Winery stellte sich als alles andere als einladend heraus und der dort gereichte Wein hätte als Putzmittel oder Frostschutzmittel mehr seinen Namen verdient, als als Wein.
Egal, die Bedienung war von kaum zu übertreffender Motivation ergriffen und kredenzte uns einen Wein-Sampler, den sie umgehend auf der Rechnung vergessen hat. Soll uns recht sein, hier gilt ganz klar "geschenkt ist noch zu teuer".
Twillingate hatte aber noch einen bodenständigen Pub in dem uns der örtliche Musiker noch 1-2 nette Stunden bereitete, ehe wir uns mental auf unsere nächsten Wanderungen am Folgetag vorbereiteten.
Die hier prognostizierten Wanderzeiten entsprechen leider nicht unserem Tempo, weshalb wir in der Regel nach knapp der Hälfte der Zeit bereits alles erledigt haben. So sollten wir auch an diesem Tag um 11:30 Däumchen drehend rumsitzen und uns fragen, was der Tag noch bringt.
Unsere Gastgeberin empfahl natürlich eine Ausfahrt aufs Meer und köderte uns mit der Tierwelt und schönen Aussichten. Naja mit den Aussichten ist es so ne Sache - Steilküste bleibt Steilküste, ob nun in Bonavista, Twillingate oder Rügen ... aber zu ihrem und unserem Glück sollte sich ein Finnwal zu uns gesellen und damit einen versöhnlichen Abschluss bereiten.
Am folgenden Tag fuhren wir zu unserem Hauptziel der Reise, dem Gros Morne Nationalpark. Im tiefsten Westen Neufundlands und quasi ein Ausläufer der Appalachen. Da die Tour von Twillingate nach Gros Morne etwas länger ausfiel, hatten wir einen indirekten Ruhetag und erkundeten mit dem Auto die Umgebung, ehe wir am nächsten Morgen die Besteigung des Gros Morne in Angriff nahmen.
Uns erschien es generell sehr diesig im Park und es sollte auch in den nächsten Tagen nicht besser werden. Inzwischen wurde uns auch eine Erklärung für das Wetter bzw. die unklare Sicht geliefert.
Der Rauch der Waldbrände aus dem westlichen Kanada zieht komplett über Neufundland, bis hin nach Irland. Dies hat zur Folge, dass eine Besteigung des Gros Morne relativ unsinnig ist, da die Sicht vom Gipfel nicht besser ist, als die vom Fusse des Bergs. Die Entscheidung nicht auf den Gipfel zu steigen, trafen wir allerdings erst nachdem wir bereits knapp 4 km über Stock und Stein gewandert waren und mal rasch 350 Höhenmeter gut gemacht hatten. Im Nachgang keine Entscheidung die wir bereuen müssen.
Anstatt auf den Gipfel, wanderten wir die Tablelands, eine wüstenartige Mondlandschaft, ab. Besonderheit der Tablelands ist die Tatsache, dass die tatsächliche Erdkruste hier zum Vorschein kommt.
Nach guten 16 Kilometern in den Beinen bei knapp 25 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von über 60% beschlossen wir unsere Schuhe an den Nagel zuhängen. Das Wetter liegt im Vergleich zum Vorjahr hier aktuell 10 Grad über dem Durchschnitt (15-16 Grad). Selbst in der Nacht wurde es nicht kühler als 16 Grad.
Wenn man bedenkt, dass am 26.06 hier noch Schnee lag und nun quasi tropische Temperaturen herrschen, kann man sich nur an den Kopf fassen.
Apropros Schnee, Temperaturen und an den Kopf fassen. Das Highlight des Parks haben wir heute bereist.
Der Western Brook Pond, ein Fjord, der im Laufe der Zeit seine direkte Verbindung zum Atlantik verloren hat und seitdem ein Süßwassersee mit der reinsten Wasserqualität ist. Die tiefste Stelle liegt bei knapp 165m und die höchste wiederum bei knapp 600m.
Mit diesen Bildern verabschieden wir uns aus Gros Morne. In den nächsten beiden Tagen werden wir uns wieder Richtung Osten begeben.