Samstag, 26. September 2020

This is the end

Mensch und Material haben gehalten, wir haben es geschafft...

Die letzten 3 Etappen führten uns zunächst von Tyndrum nach Bridge of Orchy, dann nach Kinlochleven, ehe wir Freitag in Fort William ankommen sollten.

Der Weg von Tyndrum nach Bridge of Orchy führte über einige Weideflächen so das wir auf einmal umzingelt von Schafen standen. Das war auf diesem Weg tatsächlich auch das Highlight, ansonsten war es ein sehr langer, sehr gerader Weg über steinigen Untergrund. Bridge of Orchy besteht aus ca. 6 Häusern und der Namens gebenen Brücke, die so faszinierend ist, dass ich direkt vergessen habe ein Foto von ihr zu machen... 












Donnerstag hieß es dann Höhenmeter sammeln und zeitgleich wieder abgeben. 
Von Bridge of Orchy ging es mit Unterstützung des lokalen Busunternehmens nach Glencoe.

Am Fuß des Skigebiet Glencoe startete die vorletzte Etappe nach Kinlochleven.
Der Weg sollte eine kleine Vorschau bieten, was uns am letzten Tag erwarten sollte. Neben steilen Aufstieg mit und ohne Treppen, folgten wiederum steile Anstiege gepaart mit eisigen Windböen. 















Kinlochleven ist ein klassisches Dorf mit Fußballplatz, Dorfkneipe, Kaufhalle und ca. 65 Ferienwohnungen. Hier ist die Welt noch in Ordnung, dachten wir zumindest bis Freitagmorgen, als wir zur letzten Etappe nach Fort William aufbrechen wollten. Es machte auf einmal puff und die Stadt stand ohne Strom da, was auch bedeutete das die letzte Möglichkeit Proviant für die Etappe zu besorgen geschlossen war... Bewaffnet mit 2 Äpfeln und 3 Müsliriegel zogen wir also in die letzte Schlacht.

Der West Highland Way präsentierte sich am Freitag zum Abschluss auch nochmal von seiner besten Seite und bot uns eiskalte Stürme, Nieselregen, Wolkenbrüche und Sonnenschein. Die letzten Etappe spielt mit den Gefühlen des Wanderers, nachdem du gefühlt schon auf dem Gipfel angekommen bist, geht es ein ganzes Stück bergab, nur um hinter der nächsten Ecke wieder bergauf zu gehen. 









Der finale Abstieg Richtung Fort William ist nichts anderes als eine Serpentine mit 10-15% Gefälle und Schotteruntergrund... Ein Traum für jede Oberschenkelmuskulatur.

Danach geht es nur noch geradeaus bis man zum ursprünglichen Ende des West Highland Way kommt. Kurz nach dem Ortseingang von Fort William steht noch immer das entsprechende Schild. 


Aber scheinbar hat dies nicht genug Wanderer und Touristen in die Stadt gelockt, daher wurde einfach ein neues Ziel ein Paar Kilometer weiter im Stadtzentrum eingerichtet. 

Nach knapp 140km in 7 Tagen war uns dies aber auch egal. 





Als Ausklang des Tages gab's erneut schlechtes Baressen und Bier, ehe wir Samstagmorgen direkt nach Edinburgh zurück sind, wo heute unser Flieger nach Hause geht. 

Dienstag, 22. September 2020

Still alive

Vor längst vergangenen Zeiten, in den von Nebelschwaden verhangenden Weiten, erzählten die Alten, die Geschichte eines sagenumwobenen Landes, dessen Name selbst ihnen unbekannt ist.

Teils grüne Wiesen, tiefe Wälder, deren grün ist so Dunkel, dass Seen, wie blaue Juwelen tief darin funkeln.

Teils Berge, bedeckt von Schnee, die stolzesten Gipfel. 

Teils Ebenen aus schwarzem Fels, mit kantigen Spitzen. 

Teils saftige Auen, durchzogen von Bächen, mit Hein aus Eichen und kleinen Teichen, mit schwirrenden Wespen. 

So könnte die Saga über die Highlands beginnen, wenn an mir ein Philosoph verloren gegangen wäre...

Wir schreiben zwischenzeitlich tatsächlich schon Tag 4 der Tour de Schmerz - mehr als die Hälfte des Westhighland Ways wurde von uns mit Füßen getreten. In Summe haben wir bisher gute 87 km abgerissen. 

Der zweite Tag führte von Drymen nach Rowardennan. 

Der Tag war von einem "Wettrennen" mit 2 Mädels aus London geprägt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit haben sie uns oder wir sie überholt, nur um am Ende des Tages gemeinsam bei einem Bier an der Bar zu sitzen. Generell trifft man doch immer wieder den einen oder anderen, mit dem man am Vortag Mittagspause gemacht oder ihn bei einer miesen, fiesen Passage überholt hat. Ein sehr netter Umstand, da alle gemeinsam leiden. Das Wetter spielte Sonntag auch weitestgehend mit, lediglich ein "wenig" Nebel trübte die Aussichten, sobald man mehr als 300 Höhenmeter erklommen hatte. 










Tag 3 führte von Rowardennan entlang des Loch Lomond nach Inveranan und bescherte uns erneut neben schmerzenden und blasenüberzogenden Füßen wenig Neues. Lediglich eine Erkenntnis kam uns doch - langsam kommen wir in Tritt und es fühlt sich zwar noch immer schmerzlich an, allerdings wird es erträglicher und irgendwie auch spaßiger. 














Der Weg verlief quer durch den Wald mit einem sportlichen Anstieg, ehe es wieder Berab ging und wir an den steilen Hängen des Berges, vorbei an Rob Roy's Höhle und Gefängnis zu unserer 3. Unterkunft kamen. Uns erwarteten auch schon 1-2 bekannte Gesichter bzw. trafen kurz nach uns ein.

Wir hatten eine gemütliche Hütte, in die wir uns auch bei Zeiten zurück zogen, da mein Körper es hier tatsächlich mal schafft mehr als 6-7 Stunden zu schlafen. Diese Gelegenheit muss genutzt werden.

Heute wurde uns Regen versprochen vom großen Manitou und er sollte natürlich Recht behalten. Pünktlich zur Mittagspause setzte ein feiner Sprühregen ein, der mit der Zeit jede Pore aufweicht. War uns aber tatsächlich relativ egal, da wir heute scheinbar den Tiger im Tank hatten und statt der veranschlagten 7 Stunden nur knapp 5 brauchten und dem Regen entsprechend kurz ausgesetzt waren.












Daher kann ich mir heute auch mal wieder die Zeit für ein Update erlauben und natürlich weils funktionierendes W-Lan gibt.

Morgen wird es nochmal ruhig, ehe am Donnerstag ein dicker Brocken ansteht. 

Wünscht uns Glück und heile Füße.