Donnerstag, 16. Juni 2022

Mooseketiere ...

 Zurück in der Zivilisation oder so ähnlich - knapp 100 Meilen vor der Kanadischen Grenze in dem beschaulichen Örtchen Tok. Die perfekte Kulisse für ein trashiges 80er Jahre Horror B-Movie - Motel mitten im Wald und ringsherum nur Rednacks ... der Axtmörder wartet förmlich auf uns.

Wir sind gespannt was in der Nacht passiert, aber zunächst lassen wir erstmal die letzten beiden Tage Revue passieren. Nachdem wir bei strahlendem Sonnenschein in Palmer gestartet waren, fuhren wir dem Regen freudig Richtung Denali National Park entgegen. Der Weg bot einiges an Landschaft und Reisebussen voll Kreuzfahrttouristen. Die Saison hat gestartet und Corona ist uninteressanter als jemals zuvor in Amerika, dementsprechend viele rüstige Rentner trauen sich wieder in die weite Welt.

Der Denali National Park hat in den letzten Jahren nichts an seiner Schönheit eingebüßt, lediglich die Ausschilderung der Wanderwege lässt zu wünschen übrig. Kaum im Park angekommen, hatten wir die Schuhe geschnürrt und starteten zu einer angeblich 2,5 Stunden langen Tour - zum warm werden quasi. Als wir allerdings nach knapp 45min wieder am Start waren, war unsere Verwunderung genauso groß, wie unser Ego ... Wir sind schnell, keine Frage, aber so schnell dann doch nicht - trotz Orientierung an den offiziellen Wegweisern, haben wir scheinbar die geheime Abkürzung gefunden und uns knapp die Hälfte des Weges gespart. War so nicht geplant, aber sollte der guten Laune keinen Abbruch tun.

Nachdem wir uns noch mit den weiteren Wegen vertraut gemacht haben und eine Runde durch den Park gefahren waren, ging es zu unserer Unterkunft - jedoch nicht ohne eine Elchsichtung - etwas empor und am Rande des Parks. Das übliche Eincheckprozederre verlief ereignislos und wir konnten uns unserem verdienten Feierabendgetränk widmen. Der erste Eindruck der Unterkunft war positiv, allerdings hatte unser Häuschen ein wenig Gefälle, weshalb man sich dauerhaft betrunken vorkam - sollte aber kein Problem sein, da man sich einfach unter die niemals warm werdende Dusche stellen konnte, das belebte Körper und Geist und sorgte für einen klaren Kopf ...



An dieser Stelle vielen Dank an Vicky für den Hinweis, auf die fehlenden Alkoholitäten sowie etwaige Trinkempfehlungen - wir befinden uns in Amerika, da wird es dünne mit den Empfehlungen für Getränke, zumal mein Gaumen eh etwas speziell diesbezüglich ist. Es verwundert eh, dass Länder wie Italien, Niederlande, Belgien oder Deutschland den Amerikanern noch keinen Krieg erklärt haben ... es wurden schon Länder für weniger überfallen, die Amis kennen sich da aus, umso erstaunlicher, dass sie sich trauen bei Pizza irgendwas von authentic italian, monterrey jack als tradional cheese oder Kölsch als premium german lager zu bezeichnen.




Gut wir sind ja nicht der Kulinarik wegen hier, sondern wegen der Landschaft.

Den ersten Abend in Denali ließen wir in einem kleinen feinen serbischen Restaurant ausklingen, ehe uns ein sinnflutartiger Regenfall quasi aus dem Restaurant bis in die Unterkunft spülte.

Am nächsten Morgen ging es bei Zeiten los um den aktuell anspruchsvollsten Wanderweg im Nationalpark zu meistern. Bärenspray und Autan wurden bereit gelegt - dann aber natürlich im Hotel vergessen ... fiel aber auch erst nach dem 2ten Warnschild im Wald auf - Leben am Limit.







Umkehren hätte keinen Sinn gemacht und so entschieden wir uns für die natürliche Abwehrvariante gegen Bären - lautes Singen. Der Klang meiner zärtlichen Stimme muss die Tiere so verzückt haben, dass sie augenscheinlich in den Winterschlaf verfallen sind. Soll heißen, Bären kreuzten keine unseren Weg, dafür aber jede Menge Erdhörnchen.



Die kleinen Tierchen ließen es sich nicht nehmen teilweise für uns zu posieren und so verging die Zeit wie im Fluge. Der Wanderweg an sich bot teilweise atemberaubende Aussichten, die sicherlich bei klarem Himmel noch etwas spektakulärer gewesen wären.

Am Ende des Weges hatten wir die Wahl, mit einem Shuttle zurück zu unserem Auto zu fahren oder doch noch 2-3 Kilometer zu laufen. Die Entscheidung wurde uns mehr oder minder auch direkt abgenommen, nachdem der Shuttle ca. 2 min vor uns los fuhr.

Gut so, dadurch schafften wir es tatsächlich ein paar Caribous zu sichten. Nachdem wir bei allen Nordamerikareisen bisher nicht eines sehen konnten und diese Tiere schon in das Reich der Dichtung getan hatten, meldeten sich die Endorphine.


Der Rest des Weges verlief dann doch weitestgehend tier- und ereignislos und so fuhren wir nach einem kleinen Abstecher ins Nachbardorf zurück ins Hotel. Den Abend ließen wir in der örtlichen "Brauerei" ausklingen - mit verheerenden Folgen für unseren Körper.






Stellt euch vor, ihr frittiert etwas Frittiertes und frittiert es erneut ... 60 Magentabletten später fielen wir zeitnah ins Suppenkomma und beendeten damit das Kapitel Denali für diesen Urlaub.

Wobei nicht ganz - unsere heutige Tour führte uns über den Denali Highway nach Paxson bis nach Tok.

Der Highway ist nur im Sommer befahrbar und wird als anspruchsvoll deklariert ... ich möchte so sagen, jede dritte Straße in Berlin und Brandenburg ist in einem vermeintlich schlechteren Zustand, als dieser Highway. Ja, für amerikanische Verhältnisse ist er schmal und teilweise unbefestigt, aber keine wirkliche Herausforderung, vielleicht mit einem Fahrrad oder Barkas 1000, aber nicht mit einem SUV/Pick Up etc.

Auf dem Weg zum Highway, sowie auf dem Highway und danach begegneten uns heute eine Vielzahl an Elchen, sowie Erdhörnchen. Nach Schwarz- oder Grizzlybären hielten wir heute leider vergeblich Ausschau.













Der heutige Tag war in Summe ein reiner Fahrtag, umso wichtiger wird gleich der Gang an die Bar - zuvor musste ich aber ja noch einen Eintrag verfassen, nachdem ich bereits ermahnt wurde, die Veröffentlichung ließe auf sich warten.

Morgen geht es zur Abwechslung mal nach Kanada, dort werden wir in Dawson unser Glück als Goldschürfer und Glücksspieler versuchen ... vermutlich wird es aber eher der Trunkenbold. 

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