Donnerstag, 14. März 2024

Das höchste Gut des Kommunismus ist ... GELD

Die Temperaturen in und um Hoi An zwangen uns zunächst dazu uns überwiegend mit den kulinarischen Möglichkeiten der Region vertraut zu machen, ehe es am kommenden Morgen zu den Tempelruinen My Son ging. 
















In einer kleinen Gruppe samt Guide machten wir uns am Morgen auf den knapp 25km langen Weg - unser Guide erzählte uns seine Sicht der Welt und betonte mehrmals, er sei kein Kommunist und Vietnam generell auch nicht ... die Beflaggung an den Straßen sagt was anderes, aber gut. Außerdem erteilte er uns eine kurze Geschichtsstunde und erläuterte seine Sicht auf den Vietnamkrieg bzw. wie er es nannte - den Amerikanischen Krieg. Kurzzusammenfassung Vietnam hatte intern eine kurze Meinungsverschiedenheit, die man nach 2 Jahren bereinigt hatte, dann war alles gut, aber dann kam der Ami und hat es eskalieren lassen. 



Die Stätten sind einige der letzten Überbleibsel der Cham - einer Volksgruppe die bis etwa in das 10. Jahrhundert dort ansässig waren und die hinduistische Kultur in diesem Landesteil massiv geprägt haben. Half ihn alles nichts, da sie kurze Zeit später von den Vietnamesischen Stämmen überrannt wurden und quasi vollständig assimiliert wurden. Im späteren Verlauf der Geschichte geriet diese Gegend etwas in Vergessenheit, bis die Franzosen im Rahmen ihrer Kolonialpolitik hier einkehrten und die Gegend wieder "bewohnbar" machten. Während des Vietnamkriegs vermuteten die Amerikaner in der Tempelanlage Anhänger der Nationalen Front und beschlossen die Anlage dem Erdboden gleich zu machen. Im Zuge dieser "Bereinigung" wurden 50 der 70 Tempel vollständig zerstört - das Gelände rund um die noch vorhandenen Tempel weißt riesige Bombenkrater auf und in den Ruinen der Tempelanlagen sind die Einschusslöcher der Maschinengewehre bis heute noch sichtbar.

Seit 1999 fällt die Anlage unter des Weltkulturerbe, ein Wiederaufbau bzw. eine Rekonstruktion gestaltet sich allerdings schwierig, da man bis heute nicht versteht, wie die Cham ihre Tempel, ohne den Einsatz von Mörtel gemauert haben. Rekonstruktionsversuche mit Mörtel hatten zur Folge, dass diese in kürzester Zeit von Moos befallen wurden und einfach dreckig und ungepflegt aussehen.

































Zurück in Hoi An ging es für uns zurück an die Erkundung der Umgebung, zu Fuß und per Rad. Die Gegend eignet sich tatsächlich, um sich aufs Rad zu schwingen und durch die Reisfelder zu fahren und einfach die Seele baumeln zu lassen, ehe man am Abend wieder von Touristenmaßen auf dem örtlichen Nachtmarkt auf den Boden der Realität gebracht wird. Ein kleines bisschen Ballermannfeeling in Südostasien ...



























Als nächste Station unserer Reise stand die alte Kaiserstadt Hue - bis 1945 Hauptstadt Vietnams - auf dem Programm. Da wir unter die junge hippe Generation fallen und empfänglich für zweifelhafte Tipps von ach so belesenen und erfahrenen Influencern sind, folgten wir den zahlreichen Empfehlungen im Netz und entschieden uns für die Zugfahrt von Da Nang nach Hue. Bei der Fahrt entlang der Küste, soll es sich um eine der "unglaublichsten" Strecken der Welt handeln. Nun gut, ich würde eher sagen es handelt sich um die vermutlich schönsten Abstellgleise Südostasiens, aber gut. Das Zugnetz wurde im Krieg mehrfach zerstört und zehrt bis heute daran. Für die knapp 100 Kilometer Strecke, benötigt der Zug gute 4 Stunden, wovon er circa 2 Stunden auf irgendwelchen Nebengleisen steht und auf den Gegenverkehr wartet, da der überwiegende Teil der Strecke nur eingleisig ist. Die Aussicht ließ sich auch nur bedingt genießen, da die Scheiben des Zuges drinnen und draußen eine knapp 10cm dicke Dreckschicht aufwiesen ...




So kamen wir also richtig gut gelaunt, ja fast euphorisch in Hue an und freuten uns gleich nochmal als uns fast 2000 euphorische Taxifahrer, quasi direkt am Gleis anschrien, wir sollen in ihr Taxi steigen. Und auf die Gefahr hin, man hätte sie nicht gehört, suchten sie freundlicherweise auch noch direkten Körperkontakt. Genau mein Ding ...

Der Blick auf den Wetterbericht vor der Abfahrt hatte schon einen kleinen Klimawandel prophezeit und so empfing uns Hue neben den genannten Taxifahrern auch mit einer schönen tristen grauen Maße am Himmel und deutlich niedrigeren Temperaturen, als im Süden.

Ein kleiner Lichtblick ereilte uns aber im Hotel - etwas abseits in einer kleinen Seitenstraße wurden wir im "Four Seasons" (nein nicht die Kette, sondern ein klassisches Plagiat, aber dennoch schön) von Laura, unserer Gastgeberin empfangen. Ihre lockere und doch sehr herzliche Art zauberte uns doch direkt ein Lächeln ins Gesicht. Dies sollte allerdings nicht allzu lange anhalten, nachdem wir uns aufmachten die Stadt zu erkunden. Nach knapp 500 Metern brüllte mich der Erste quer durch den "romantischsten" Park Hues direkt am Parfümfluss entlang an, ob ich nicht irgendwelche Substanzen von ihm kaufen wolle. Nachdem ich ihm 2-9 mal erklären musste, dass ich keinen Bedarf habe, ließ er ab, was seinen Kollegen 5 Meter weiter aber nicht abhielt mich erneut zu fragen, ob ich nicht Bedarf an Marihuana oder Opium hätte.

Dieses Spiel zog sich die nächsten 2 Tage mehr oder minder durch, mal hält unvermittelt neben dir ein Moped an und bietet dir Dope an, mal steht der Rikscha Fahrer unvermittelt vor dir und hält dir Opium oder Crack vor die Nase, auch wenn knapp 50cm neben ihm der Polizist sitzt und sich einen Scheißdreck dafür interessiert ...

In Hue hallten die Worte unseres Guides immer mal wieder im Hintergrund "wir sind keine Kommunisten" - ja richtig, ihr seid genauso Kapitalisten, wie die Amis, die ihr verteufelt. Die Stadt Hue hat einen so richtig spüren lassen, dass man als Tourist in Person nicht wirklich willkommen ist, lediglich sein Bargeld darf man gerne da lassen. Es wird an jeder Ecke abkassiert und zwar im großen Stil. Jede noch so kleine Pagode oder Tempelanlage wird quasi als Gelddruckmaschine verstanden. Alles gut, kennen wir auch aus anderen Ländern, aber dort wird zumindest ein Teil der Erlöse in die Pflege oder Erhaltung der Anlagen gesteckt - hier hatte man teilweise nicht das Gefühl, dass dort jemals etwas investiert wurde. Der Kaiserpalast - ebenfalls Weltkulturerbe ... - hatte etwas von einer schimmelnden Müllhalde, für deren Besuch man Eintritt bezahlen muss - irgendwie weird.

Da wir ja aber grundsätzlich positive Menschen sind und jeder Ort eine zweite Chance verdient hat, haben wir am folgenden Tag noch ein wenig die umliegenden Sehenswürdigkeiten erkundet - ohne nennenswerten Erfolg, auch hier wird dem allmächtigen Dollar gefrönt, mehr aber auch nicht. Der Abend bot dann allerdings noch ein wenig Versöhnung, nachdem wir mehr oder weniger zufällig an einem kleinen Stand am Straßenrand landeten und dort ein super nettes und bemühtes Gastgeberpaar antrafen und ausgezeichnet gegessen haben.































































Um das Reisemittelquartett voll zu bekommen, stand nach Flug und Zug, nun der Bus als gewähltes Reisemittel für die Fahrt nach Phong Nha auf der Liste. Phong Nha ist eine kleine Gemeinde am Rande des Ke Bang Nationalpark und für seine Höhlen und Grotten in den umliegenden Tälern und Gebirgen berühmt. Während des Vietnamkriegs dienten diese Gebiete auch als Rückzugsorte der Nationalen Befreiungsarmee - bis heute sind nicht alle Höhlen erforscht bzw. überhaupt bekannt.

Die Busfahrt nach Phong Nha verlief unspektakulär, auch wenn die Kabine im Bus etwas anderes vermuten ließ. Zu zweit in einer knapp 1,2m breiten, vlt. 80cm hohen und knapp 1,4m langen Kabine wurden zwar unsere akrobatischen Künste geprüft, mehr aber auch nicht.





Phong Nha bot im Vergleich zu Hue nun wieder etwas Ruhe - unsere Unterkunft am Fluss Son gelegen lag etwas Abseits des Stadtzentrum. 







Das Wetter meinte es zumindest Phasenweise gut mit uns, sodass wir gemeinsam mit einer Backpackerin aus Singapur und einem Pärchen aus München die lokale Höhle erkunden konnten. Der Weg in die Höhle führt nur per Boot hin und auch hier ist Obacht geboten. Es wird ein pauschaler Preis für das Boot erhoben und wenn du beim Ticketkauf nicht noch 2-3 Leute im Schlepptau hast, die mit dir in das Boot wollen, verkaufen die Damen und Herren am Ticketschalter jedem einzeln ein Boot. Zeit ist Geld und wenn man warten würde bis so ein Boot mit 10 Leuten voll ist, würde dir ja Geld verloren gehen, denn so kannst du jedem Trottel der dort aufkreuzt ja immer schön ein einzelnes Boot verkaufen ...

Die erste Grote die wir besuchten, war die Phong Nha Grotte, diese ist knapp 7,8 km lang, wobei man als Tourist lediglich die ersten 1,5 km besuchen darf/kann. Stalagmiten und Stalaktiten soweit das Auge reicht - tatsächlich unglaublich beeindruckend und erschreckend ruhig.























Die zweite Grotte war die trockene Höhle "Tien Son" - gute 400, durchaus anstrengende Stufen oberhalb der Phong Nha Grotte, aber jede Stufe wert. 




























Die restliche Zeit in Phong Nha widmeten wir der näheren Umgebung, wobei dieses Unterfangen zeitnah ein Ende fand, da unsere gewählten Fortbewegungsmittel in Form von Fahrrädern doch erhebliche Mängel aufwiesen - z.B. keine Bremsen - also blieb uns nichts anderes übrig als den Kadaver in die Hängematte zu schwingen und 1-2 Drinks zu konsumieren. Durch den Ausfall der Fahrräder geriet unser Zeitmanagement doch etwas ins Hintertreffen, da unsere Weiterfahrt nach Tam Coc erst um 21 Uhr ging und wir uns quasi ab 12 Uhr den Arsch platt saßen - in diesem Moment ist Marie glaube ich auch nochmal klar geworden wie dringend sie aktuell kein Kind möchte ... Warten ist meine absolute Stärke, erst Recht wenn ich keine geeigneten Mittel habe, um die Zeit irgendwie sinnvoll zu nutzen ...













Irgendwie haben wir die Zeit dann aber doch ohne nennenswerte Übergriffe von Maries Seite überstanden und konnten am Abend unseren Nightliner nach Tam Coc besteigen, wobei wir bis 5min vor Ankunft nicht sicher waren, ob wir im richtigen Bus lagen, da scheinbar mehrere Passagierlisten existierten und auf einer waren wir nicht drauf, auf der nächsten stand lediglich Marie, aber nicht ich drauf ... naja sie haben uns auf jeden Fall mitgenommen.

So eine Nachtbus Fahrt muss man schon wollen, wir hatten zwar dieses Mal jeder eine Kabine für sich, dafür aber auch einen Fahrer auf LSD oder so, denn der fuhr wie der letzte Henker, was zu minimalen Schleudertraumata in der Kabine führte - an Schlaf war also nicht allzu viel zu denken und die Ankunft um 4:30 Uhr am Morgen machte es auch nicht einfacher, da unsere Unterkunft trotz vorheriger Nachfrage - die lediglich mit "Thank You" beantwortet wurde - kein Zimmer um die Zeit für uns frei hatte ...




Etwas zombieartig und minimal übermüdet starteten wir unsere Erkundungstour durch Tam Coc. Ein Vorteil bot unser frühes Erscheinen in der Stadt dann doch, so dass wir den Vormittag die örtlichen Touristenattraktionen doch relativ in Ruhe und nur mit wenigen anderen Touristen besuchen konnten. Nach einem kleinen Powernap zum Mittag - nun doch mit Zimmer - erkundeten wir noch ein wenig die Umgebung, ehe wir in die Abendgestaltung starteten - rustikales Essen, selbstgebrautes Bier und Landespokal Brandenburg - Herz was willst du mehr ...












































Beim nächsten Mal dann die schönsten Lach- und Sachgeschichten bei beschissenem Wetter in Tam Coc 

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