Mittwoch, 18. September 2019

Stella Clavisque Maris Indici

Mauritius - Stern und Schlüssel des Indischen Ozeans - so zumindest die Übersetzung des lateinischen Titels.

Der Flug von Reunion nach Mauritius dauerte, obwohl nur knappe 200km von der Distanz, dann doch beachtliche 30 Minuten. Dies ist vorrangig der Wahl des Fluggerätes geschuldet, einer ATR72 - Turbopropflieger aus den 90er Jahren. Der Komfort genügte auch für maximal 30min, da so langsam die Gefühle in meinen Beinen nachließen, auf Grund des doch recht beengten Raumes. Zudem haben andere Menschen komische Vorstellungen, was man unter Handgepäck versteht - ein 60 Liter Rucksack gehört meiner Ansicht nach nicht dazu ... 



Auf Mauritius gelandet, ging es dann doch recht schnell, bis wir den Flughafen verlassen konnten, lediglich Marie hat sich bei der Einreise die einzige Zollbeamtin rausgesucht, die den Ansporn hatte ihre Arbeit tatsächlich richtig zu erfüllen ... mein Grenzer winkte mich bereits vor der Übergabe der Dokumente durch, da ich Ihn anscheinend gerade bei einem wichtigen Solitäre-Spiel störte ...

Vor dem Flughafen herrschte reges Treiben und wir wurden im Sekundentakt im gebrochenen Englisch, sowie auf Französisch und weiteren Sprachen mit folgenden Wort angesprochen: TAXI?!?

NEIN KEIN TAXI!!! schließlich kann ich das selber eh viel besser, also das Fahren natürlich ;)

Ruckzuck zum Mietwagenfritzen und ab in unseren Wagen. KIA, neueres Modell und für unsere Zwecke deutlich zu groß, aber egal, wir saßen drin und schon ging die wilde Fahrt im Linksverkehr los.

Die letzten Fetzen der Erinnerungen aus Namibia aus dem Hinterhirn gekramt und dann klappte es auch mit Blinker setzten und so weiter. Auf der Strecke zur Unterkunft begegneten wir dann doch dem einen oder anderen Autofahrer, der vermutlich lieber das Angebot des Taxis hätte annehmen sollen, da er mit der Straßenbreite und Seite doch so seine Probleme hatte.

Unsere erste Unterkunft befindet sich an der Westküste von Mauritius in einem kleinen Örtchen namens La Gaulette - Sie rühmen sich damit, bereits seit 2015 einen Geldautomaten zuhaben ... Nachdem wir unser Gepäck verladen hatten und den Zeh in Pool gehalten hatten, durstete es mir nach einem kühlen Getränk. Kurze Prüfung später mussten wir feststellen, dass der örtliche Supermarkt bereits geschlossen hatte, da wir schließlich Sonntag hatten.

Marie war zu diesem Zeitpunkt bereits genervt und wollte sich nicht einen Meter unnutzer Weise bewegen. Außerdem musste sie EnergieFM hören, selbst im Urlaub hat man keine Ruhe vor dem Verein. Bei knapp 30 Grad auch nicht verwunderlich, ich mich also in die Badelatschen geschmissen und los gestiefelt, da ich auf der Hintour einen kleinen Laden erspäht hatte.

Knapp 30 Minuten, eine Schlägerei und einem internationalen Kauderwelsch später war der Grundstock gelegt und wir konnten genüsslich unser Radler am Pool genießen. Die Schlägerei verlief übrigens ohne mein Zutun, ich habe mich lediglich als Beobachter auf der anderen Straßenseite aufgehalten. Es ging wohl um eine Frau oder einen Platz im Bus oder das Wetter. Keine Ahnung auf jeden Fall standen mehrere wild schreiende Frauen an einer Bushaltestelle in der prallen Sonne und 2 Halbstarke haben sich das Kloppen bekommen ...




Den folgenden Tag erkundeten wir ein wenig die Gegend, ehe wir uns am Strand niederließen und den lieben Gott einfach mal nen netten Mann sein ließen.







Marie erläuterte mir mehrfach, dass dies allerdings nicht den gesamten Urlaub so gehen würde und wir hier schließlich zum bewegen und nicht zum faulenzen sind - konnte ich verstehen, aber so richtig war ich von Ihren Argumenten nicht überzeugt, bis sie mich köderte ...

... am nächsten Morgen rannte bzw. fuhr ich wie der Esel, dem die Möhre vor der Schnauze hängt über zahlreiche Serpentinen hoch in den Black-River-Gorges Nationalpark. Marie hatte mir nicht zu viel versprochen, denn bereits knapp 10 Minuten nach der Ankunft fand ich, wonach ich gesucht hatte.

AFFEN!!!





















Die Trennung von meinen Freunden fiel mir zwar unglaublich schwer, aber knapp 500 Fotos als Andenken sollten zunächst reichen.

Wir fuhren noch zu 1-2 Wasserfällen, ehe wir uns die größte Shiva Statue der Welt anschauten. Mauritius ist durch seine Kolonialzeit, sowie durch Zuwanderung aus Indien und Pakistan relativ stark dem Hinduismus und dem Islam zugewandt und entsprechend sind die Kulturen hier vertreten.

Neben der Shiva Statue steht noch eine Durga Statue, die aus knapp 4100 Tonnen Eisen gefertigt wurde. Unglaublich imposant und dem Ganzen wurde noch das Sahnehäubchen aufgesetzt durch - natürlich AFFEN ;)














Die geplanten Wanderungen an diesem Tag fielen verhältnismäßig kurz aus, da einerseits kaum gekennzeichnete Wege existieren und zum anderen die Temperaturen wenig Bewegung zuließen. Im Laufe des Nachmittags hatte uns der Strand also wieder.








Heute wurden wir vom Wetter überrascht und unsere Pläne im Keim erstickt. Neben der einen oder anderen Schnorchelstrecke wollten wir eigentlich versuchen 1-2 Wale und ggf. Delfine auf dem Meer zu erblicken, dies ist aber sprichwörtlich ins Wasser gefallen. 

So hab ich zumindest die Zeit gehabt mir nochmal meine 2500 Affenbilder anzugucken und ein wenig über dies und das zu schwadronieren. Morgen packen wir unsere Lumpen ein und fahren zur letzten Unterkunft der Reise, ehe es am Samstag zurück nach Deutschland geht.

Samstag, 14. September 2019

Der Mann vom Mars

Ach Wunder, Marie kann ja doch Karten lesen und so begaben wir uns doch tatsächlich gen Süden.

Nach einem Diabetiker unfreundlichen Frühstück bei der Bäckerei unseres Vertrauens ging es auf die Küstenautobahn, um nur wenige Minuten später wieder anzuhalten.

Das Kélonia war das Ziel unseres Stopps, eine Beobachtungsstation, die Schildkröten z.B. aufpäppelt und wieder auswildert. Sehr interessant, wenn auch 95% nur auf französisch beschrieben, die wichtigsten Punkte konnte man sich aber durchaus zusammenreimen.






Die West- und Südküste entlang vieler kleiner Ortschaften und Strandpromenaden, oder etwas, das durchaus mal eine werden könnte, führte uns Marie zur nächsten Unterkunft für die kommenden Tage. Ein Appartement mit Meerblick in dem kleinen verschlafenen Örtchen Langevin.









Da wir zeitlich gut unterwegs waren, entschieden wir uns noch als Einstimmung auf den kommenden Tag, zu einem kleinen Fußmarsch, quer durch die anliegende Ortschaft, mit dem Ziel dem Wasser so nahe wie möglich zu kommen, was sich aber als relativ schwer erwies. Die komplette Landschaft Reunions ist von Vulkanen und entsprechend steilen Küsten geprägt. Gesunde Füße oder zumindest ein Auto mit mindesten 75 PS sollten drin sein, sonst verkommt man irgendwann in seinem Nest, ohne Kontakt zur Außenwelt.





Eingestimmt und frohen Mutes klingelte am nächsten Morgen um 5:20 Uhr der Wecker, da wir als Ziel den Piton de la Fournaise auserkoren hatte. Der Vulkan ist knapp 2600m hoch und gilt als einer der aktivsten der Erde. Die letzte Eruption war am 11 August 2019. Die Anfahrt sollte trotz der geringen Weite von knapp 65km allerdings dann doch 2:45h dauern, da die Straßen teilweise nicht mehr als 30 kmh hergaben und die Infrastruktur der Insel chronisch überlastet ist. Mit Schulbeginn zwischen 7 und 8 Uhr herrscht quasi Stillstand auf der Insel, da an jeder Ecke ein Schulbus hält und den Verkehr entsprechend bremst.

Körperlich und seelisch bereits ein wenig belastet, sollte der spaßige Teil erst folgen.

Um auf den Gipfel des Vulkan zu gelangen bedarf es einiger Überwindung, also sowohl geistiger, als auch physischer seits.Wir hatten im Vorfeld zu der Tour einige Sachen gelesen und letzte Bericht stammte von einem Pärchen, die die Tour zum Gipfel und zurück in jeweils 1,5h geschafft haben wollen - mag ich bezweifeln aber gut, der Reihe nach.

Bevor es nach Oben gehen kann, muss es bekanntlich zunächst nach Unten gehen. 527 Stufen abwärts um in einem riesen großen Lavafeld zu stehen. Die Landschaft ist einfach atemberaubend.

Am Horizont ist der Vulkan, jedoch nicht seine Spitze zu sehen, es ziehen nach und nach Wolken auf und beglücken uns teilweise mit einem feinen Nieselregen. Diesen Wolken und dem verhangenen Blick wollten wir eigentlich entgehen, aber die oben genannte Probleme bei der Anfahrt durchkreuzten dies leider.

Nach einer ersten Orientierung steuerten wir direkt los. Laut Anschlag soll diese Strecke pro Route jeweils 2:45h dauern - das Schild ist mindestens von 2015 und seit dieser Zeit gab es mehrere Eruptionen was mit großer Sicherheit dazu führte, dass man ggf. diese Zeit einmal nachmessen sollte. Das Gleiche gilt auch für die Wegstrecke. Der Weg zum Gipfel wird lediglich durch weiße Farbpunkte am Boden gekennzeichnet, die irgendein armer Hilfsarbeiter in regelmäßigen Abständen dort tupfen muss. Querfeldein und nicht mit einem erkennbaren Sinn dahinter.



























Nach knapp 6 Stunden, mehr als 12km über unebene und scharfkantigen Lavaresten, vielen schmutzigen Worten, Vorwürfen und Euphorie waren wir wieder am Auto angekommen.

Nun hieß es Wunden lecken - neben Sonnenbrand auf dem Handrücken?!? und wackligen Beinen lieferten wir uns einen Wettkampf im Jammern, wer die größeren Blasen an den Füßen hätte ... Gemäßen an der Anzahl: Ich - Gemäßen am Ausmaß: klarer Sieger Marie.

Der folgende Tag wurde vorrangig zur Regeneration genutzt, neben natürlich der einen oder anderen Wanderung ;)

Gestern setzten wir zur letzten Etappe auf der Tour de Reunion an und fuhren weiter nach Sainte-Anne im Osten der Insel. Eine Gegend, die durch Süßwasserbassins und Wasserfälle geprägt ist.




















Auch hier standen wieder 1-2 kleinere Wanderungen an, bevor wir uns morgen zum Flughafen begeben und die gigantische Distanz von knapp 200km nach Mauritius hinter uns bringen ...