Donnerstag, 28. Februar 2019

Norden, Osten, Süden, Westen


Nach unserem kurzen Abstecher auf die Insel Masirah und einem relativ feuchten, doch sehr schönen Campingspot am Meer, ging es in den Süden nach Duqm.



















Eine Trabantenstadt mitten in der Wüste. Bis 2040 soll hier der Größte Hafen im arabischen Raum entstehen und der Ausgangspunkt für die neuen Seidenstraße geschaffen werden. Es werden bereits Stadtteile erbaut, die noch gar keine Bewohner haben bzw deren Notwendigkeit aktuell nicht besteht, aber lieber getreu dem Motto erstmal haben.

In 2010 lebten hier knapp 12000 Menschen, vorrangig Fischer, Ziel für 2020 sind 100000 Menschen. Es wurde extra eine Freihandelszone errichtet und jede Menge ausländisches Fachpersonal angeworben. Vorrangig Chinesen und Pakistaner, aber auch Deutsche und Briten. Siemens liefert die nächsten 45 Jahre alle Gasturbinen und weiteres Equipment in die Region. Die Royal Navy hat zudem den halben Hafen für 2 Flugzeugträger angemietet und der Russe lässt ab und zu mal ein Atom U Boot im Hafen ...

Wir waren ja zum relaxen da und entsprechend verzogen wir uns in unser Ressort und genossen die Hitze am Pool. Tourismus soll eine Säule der Region werden, da muss allerdings noch einiges passieren.






Am nächsten Morgen gab es mit Abstand das feudalste Frühstück der gesamten Reise und so machten wir uns vollkommen überfressen auf den Weg an die Nordöstliche Spitze des Landes nach Ras al-Hadd. Die Strecke von etwa 500km zog sich wie Kaugummi, da an diesem Tag sehr starke Winde wehten und wir von einem Sandsturm in den nächsten fuhren. Als wir am Nachmittag unsere Unterkunft bezogen durchfuhr uns beim Fall auf das Bett ein bestialischer Schmerz ... Der Härtegrad der Matratze betrug Kategorie Gulag. Der Fliesenboden wäre weicher gewesen. Naja nachhaltig vom Betreiber gedacht, die Matratze liegt man nicht so schnell durch.

Da Ausruhen nun keine Alternative war, gingen wir am Strand spazieren, in der Hoffnung vlt. noch eine Schildkröte zu erblicken, da uns dies bisher verborgen blieb. Am Strand angekommen, wurden wir von Infotafeln mit Verhaltensregeln erschlagen. Es sei ein geschützter Platz, kein Müll, kein Auto ... Bla Bla Bla

Klang in der Theorie lobenswert, in der Realität sah jedoch leider komplett anders aus. Müll soweit das Auge reichte und Reifenspuren quer über den Strand. Nichtsdestotrotz liefen wir ein wenig umher und fanden auch reichlich Eierschalen, allerdings keine Tiere. Zumindest schlüpfen sie trotz des Müll. Wir liefen noch 1-2 weitere Strandstücke ab, wo wir ein ähnliches Bild erhielten. Am Abend ging es noch in eines der örtlichen Lokalitäten, ehe wir unsere Knastnacht einläuteten.




Gefühlte 100 Jahre gealtert, war unsere Nacht bei Zeiten vorbei, da ich über Nacht das Fenster offen gelassen hatte und der Muezzin zur morgendlichen Stunde zum Gebet rief.

Ein Scheiblettenkäsefrühstück später befanden wir uns schon im Auto Richtung Fins. Hier sollten wir unser Zelt ein letztes Mal aufstellen. Zuvor fuhren wir noch 2 Wadis auf der Strecke an. Beim ersten Wadi hatte ich auf der Hälfte des Weges keine Lust mehr, da es sich um eine einspurige Straße mit ca 2m Breite handelte und einem regelmäßig Gegenverkehr entgegen kam. Da die gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr nicht zur Stärke der Omanis gehört, habe ich gebockt und bin wieder umgedreht.

Das zweite Wadi konnte nur per Schiff erreicht werden. Hier sollte man am Ende Wasserfälle bestaunen können. Am Eingang noch ein Hinweis, das absolutes Badeverbot gelte, da das Wasser als Trinkwasser fungiere. Ok, also Handtuch ins Auto und wir ins Boot. Die ca 1 minütige Überfahrt verlief unspektakulär und so wanderten wir über Stock und Stein, sowie an schmalen Klippen vorbei Richtung Wasserfälle. Nach knapp 45min hörten wir Gejohle und Geschrei, ein Wasserloch mit jeder Menge badenden Touristen, vorrangig Deutschen und Franzosen ... Alle dem lesen scheinbar nicht mächtig. Asozial. Die Hitze drückte gewaltig, schließlich hatten wir wieder knapp 30 Grad und die Gesichtsfarbe vermeldete Farbe Feuermelder. Die Wasserfälle waren weit und breit nicht zu sehen und so entschlossen wir uns zurück zu gehen. Zusammen mit uns war noch ein älteres Ehepaar aus Chemnitz unterwegs, die wir im Laufe des Nachmittags, noch einmal beim Kaffeetrinken treffen sollten. Beide im besten Seniorenalter, relativ fit und sehr gesprächig.








Die Wanderung in der Länge war so nicht geplant und entsprechend platt waren wir auch. Marie hat im Voraus erneut sehr gute Recherchearbeit betrieben und so haben wir sehr schnell einen schönen Platz für unsere letzte Nacht gefunden. Beim gemütlichen Lagerfeuer wurde der Abschluss der Campingstrecke eingeläutet.










Die Nacht verging schnell und ereignislos, daher konnten wir relativ erholt unsere Sachen zusammen suchen und schauen, was zurück nach Deutschland soll und worauf wir verzichten können.

Neben den geklauten Fleecedecken von Qatar Airways hatten wir noch 2 Campingstühle, die zum wegwerfen zu schade waren. Also ran an nächsten Strand mit Campern und bereits beim 2ten Versuch fanden wir ein junges Pärchen die sowohl die Decken als auch die Stühle dankend annahmen.

Nach der guten Tat ging es ein letztes mal in ein naheliegendes Wadi. Fantastische Natur und eine unglaubliche Stille, lediglich die obligatorischen Ziegen, Esel und Vögel. Der Weg durch das Wadi endete leider etwas abrupt, als wir vor einer riesigen Pfütze standen. Ein Steinwurf in diese überzeugte uns davon zurück zu fahren, da es keine Pfütze, sondern ein Bachlauf war mit ca 60cm Tiefe. Wir genossen noch ein wenig die Ruhe und machten uns dann zu unserem letzten Abschnitt der Reise nach Seeb auf. Noch einmal quer durch Muskat mit 120kmh. Verstörendes Gefühl quer durch die Stadt mit solch einer Geschwindigkeit zu fahren.














Eigentlich wollte ich mir heute noch gepflegt den Ranzen verbrennen, aber da hat Mutter Natur scheinbar was dagegen. wir haben zwar irgendwas um die 26-28 Grad, allerdings keine Sonne, dementsprechend kann ich ganz entspannt am Pool liegen und die letzten Erinnerung aus den weiten meines Gehirns rauskramen.

Alle Himmelsrichtungen haben wir nun erfolgreich abgefahren, auf diesen etwas mehr als 3500 Kilometern ist beinahe alles dabei gewesen. Von luxuriösen Hotels bis puristischen Campingplätzen, von Unmengen Ziegen und Deutschen, über Kamele, Esel und Katzen, bis hin zu Sonne, Sand, Steinen und Wasser.

Was bleibt nun eigentlich über? Die arabische Kultur, zumindest wie wir sie hier im Oman kennenlernen durften, ist eine unglaublich freundliche und herzliche Kultur. Alle Menschen haben gefühlt einen Schalk im Nacken und immer ein Lächeln auf den Lippen. Letztlich genau der Typ Mensch, den wir schätzen. Summa Summarum eine runde Sache und jedem zu empfehlen der keine Berührungsängste und Ängste vor Neuem hat.



As-salāmu ʿalaikum